Montag, 17. Oktober 2022

Überall Pilze, nur nicht in der Bibel

Ein Zitat

"In des Neidischen Auge wächst sich ein Pilz zur Palme aus." Sprichwort

Ein Bibelvers - Amos 4,9

Zweierlei Pilze wachsen nebeneinander an einem Baumstrunk.
Foto © Jörg Niederer
"Ich verdarb euer Getreide durch Hitze und Wurmfrass. Ich ließ eure Obstgärten und Weinberge verdorren. Heuschrecken fraßen eure Feigen- und Olivenbäume. Trotzdem seid ihr nicht zu mir umgekehrt! – So lautet der Ausspruch des Herrn."

Ein Anregung

Soviel Pilze wie gerade aktuell in den Wäldern und auf den Feldern wachsen, habe ich noch nie gesehen. Der ganze Forst riecht nach ihnen. Natürlich sehe ich immer nur die, welche nicht oder nicht mehr essbar sind.

In der Bibel gibt es, abgesehen vom Mutterkorn, keine Pilze. Doch dass es sich beim Mutterkorn um Pilze handelt, die da in den Ären wachsen, davon wusste man zu biblischen Zeiten noch nichts und sprach stattdessen von "Wurmfrass".

Allerdings gibt es Menschen, die überzeugt sind, dass die Bibel nach dem Verzehr und unter dem Einfluss von halluzinogenen Pilzen geschrieben worden sei. Sogar der gestrige Tatort griff diese Idee kurz auf als kleiner, einsamer Gag. Ich glaube jedoch, nicht die Bibel, sondern dieser gestrige, recht seltsame Tatort hat seinen Ursprung in den durch Pilzen etwas verschalteten Gehirnwindungen von Drehbuchschreibenden. Wer den besagten Sonntagabendkrimi gesehen hat, weiss, wovon ich spreche.

Also ich finde, die Pilze sehen in der Natur am schönsten aus. Solange, bis sie selbst vom Schimmelpilz verschimmelt werden, oder dem Wurmfrass zum Opfer fallen. Womit wir wieder beim Mutterkorn sind, das eben doch als Inkognito-Pilz in der Bibel vorkommt.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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