Dienstag, 25. Oktober 2022

Beobachtungen über das Beobachten

Ein Zitat

"Die besten Beobachter sind jene, die während des Vorgangs der Beobachtung von niemandem dabei beobachtet werden, deren Beobachtung sie nur ablenken würde." Christa Schyboll (*1952), Autorin

Ein Bibelvers - Jeremia 18,3-4

Auf dem Bauernmarkt in Yverdon-les-Bains.
Foto © Jörg Niederer
"Ich ging also hinab zum Haus des Töpfers. Der arbeitete gerade an der Töpferscheibe. Wenn das Gefäß unter seinen Händen misslang, formte er aus dem Ton einfach ein anderes Gefäss. Der Töpfer machte es so, wie er wollte."

Ein Anregung

Der Markt war immer schon der Ort, an dem sich Menschen austauschten. Dafür ist der Markt ja auch da. Da werden Güter gegen Bares ausgetauscht, aber auch Informationen.

Informationen kommen zustanden, indem jemand etwas beobachtet oder erfährt. Unlängst hörte ich einem Gespräch zwischen Busfahrerin und Fahrgast zu. Der ältere Herr wurde von der Frau am Steuer gefragt, was er denn schon so früh im Städtchen getan habe. "Nichts Besonderes" meinte dieser: "Ich bin einfach da gesessen und habe den Leuten zugeschaut. Ich beobachte nämlich gerne die Leute." Die Busfahrerin meinte daraufhin: "Ja, die Leute beobachte ich auch gerne. Aber noch lieber beobachte ich Leute, die andere Leute beobachten."

Zuschauen und Zuhören kann immer wieder recht amüsant und aufschlussreich sein. Solange man beim Weitererzählen auf dem Marktplatz oder in den Onlineforen bei der Wahrheit bleibt und die Persönlichkeitsrechte schützt, ist daran meist auch nichts auszusetzen. Jesus zum Beispiel beobachtete einst sogar, wie die Menschen im Tempel spendeten (Lukas 21,1-4). Und Jeremia gewann beim Beobachten des Töpfers die Erkenntnis darüber, wie Gott am Volk Israel handeln wird.

Was werde ich wohl an diesem heutigen Tag beobachten dürfen?

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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