Donnerstag, 13. Oktober 2022

Ein eiskalter Killer

Ein Zitat

Der Eisvogel mit einem gefangenen Fischchen, das er nun gleich durch Schlagen an den Ast töten wird.
Foto © Jörg Niederer
"Wer die Grausamkeit der Natur und der Menschen einmal erkannt hat, der bemüht sich, selbst in kleinen Dingen wie dem Niedertreten des Grases schonungsvoll zu sein." Christian Morgenstern (1871-1914)

Ein Bibelvers - 1. Mose 9,3+4

Gott zu Noah und allen Menschen: "Alles, was sich regt und lebt, soll eure Nahrung sein. Bisher waren es nur Pflanzen, nun gebe ich euch alles zu essen. Nur Fleisch, in dem noch Blut und damit Leben ist, dürft ihr nicht essen!"

Ein Anregung

Gleich noch einmal ein Vogel. Das Lieblingstier vieler Fotografinnen und Fotografen. "Eisi" werden sie verniedlichend von einigen genannt und Geschichten über sie erzählt vom Warten und Hoffen, dass er sich zeigen möge.

Gestern war ich in La Sauge. Zusammen mit dem angrenzenden bernischen Gebiet "Fanel" ist dieser Teil der Grand Cariçaie am südöstlichen Neuenburgersee bei der Mündung des Broyekanals das Nonplusultra der Ornithologinnen und Ornithologen. An keinem anderen Ort in der Schweiz können mehr Vogelarten in freier Natur beobachtet werden.

Dort im BirdLife-Zentrum kann aus einer Beobachtungshütte heraus ganz bequem der Eisvogel bewundert werden. In unserem Fall kam dann auch noch ein Rehbock mit nur einem Geweihende auf Visite. Das war der Moment, als der Eisvogel sich aufs Dach des benachbarten Beobachtungsbaus setzte und wohl die Beobachter beäugte.

Ja, sie sehen wunderschön aus, die Eisvögel. Zugleich sind sie ausgezeichnete Jäger und Fischliebhaber. "Eisi" ist, um es unverblümt zu sagen, ein eiskalter Killer. Nie wird aus diesem Vogel ein Vegetarier oder Veganer. Immer wird er den Fischen und Fröschen und Molchen nachstellen und sie zum Töten an einen Ast schlagen. Danach schlingt er seine Beute kopfüber als Ganzes  hinunter. 

Für den Fisch ist das nicht besonders bekömmlich. Doch Fische sind ja auch keine Engel, haben sie doch selbst wohl manchem Lebewesen ein Ende bereitet. Aber so ist die Natur: Fressen, und gefressen werden.

Ganz ehrlich, ich weiss nicht, wie das gehen soll: Zu leben, ohne anderem Leben das Leben zu nehmen. Aber vielleicht hat jemand, der dies liest, eine Idee?

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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