Ein Zitat
"Gott gibt jedem Vogel Nahrung, aber er wirft es ihm nicht ins Nest." Josiah Gilbert Holland (1819-1881)Foto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Psalm 50,1.10+11
"Gott, Gott, der Herr, begann zu reden und rief die Welt – vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang... Denn mir gehören alle Tiere des Waldes, das Wild auf den Bergen zu Tausenden. Ich kenne alle Vögel in der Höhe. Ebenso ist mir die Grille auf dem Feld vertraut."
Ein Anregung
Der Zaunkönig ist in der Schweiz der drittkleinste einheimische Vogel (Siehe meinen früheren Beitrag dazu!). Der Rotmilan dagegen ist nach Bartgeier und Steinadler der drittgrösste hier lebende Vogel. In der Schweiz hat die Zahl dieser faszinierenden Vögel stark zugenommen. Nur in den Kantonen Genf und Tessin brüten diese Greifvögel noch nicht. In vielen anderen Ländern ist der Trend aber gegenläufig; es werden immer weniger Tiere.
Wenn ich im Büro aus dem Fenster schaue, kann ich von diesem hervorragenden Gleitfliegern manchmal zehn und mehr Tiere über dem Kulturland an der Thur kreisen sehen. Gelegentlich segeln auch einzelne Rotmilan mitten in die Wohnsiedlung hinein.
Nun ist es deutlich ruhiger geworden um die majestätischen Vögel mit ihrer schönen Federzeichnung. Viele sind in den Süden gezogen oder werden es bis Ende November noch tun. Etwa dreitausend der Rotmilane bleiben in der Schweiz. Es sind vor allem die älteren Tiere, welche die beschwerliche und nicht ungefährliche Reise ans Mittelmeer und ins tropische Afrika meiden. Sie haben gelernt, dass ihre Überlebenschancen hier besser sind. Die Jungtiere aber wollen die Welt sehen. Es ist beinahe so, wie bei uns Menschen. "Reisefüdli" oder "Stubenhocker", das ist auch bei vielen Vogelarten die Frage.
Beim Rotmilan gibt es von beiden Sorten. Ich würde mich wohl als Kurzstreckenzieher bezeichnen. Mein Reiseradius ist eher klein, dafür nehme ich mir viel Zeit, um jeden Winkel von Gottes schöner, naher Welt kennen zu lernen. Da ich nicht so energiesparend fliegen kann wie ein Rotmilan, bleibe ich dafür auf dem sicheren Boden und bewundere die Tieren, die in der Luft zu Hause sind.
Doch selbst dies ist manchmal nicht ungefährlich. So war ich dabei, als ein Mann sosehr nach einem Rotkelchen auf dem Baum schaute, dass er vom Steg fiel und unsanft im Schilf landete.
Darum: Wenn du den Vögeln nachschaust, bleibe stehen! Wenn du vorankommen willst, schaue auf deinen Weg! Beides kann sinnvoll sein, aber besser nicht zur selben Zeit.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde
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