Ein Zitat
"Unser Ziel muss es sein, die Erwachsenen von den Strassen weg zu bekommen, damit die Kinder sich darauf unbefangen und frei entfalten können." (Das Originalzitat der Stadt Winterthur lautet dagegen so: "Unser Ziel ist es, die jungen Verkehrsteilnehmenden zu befähigen, sich sicher und verkehrsgerecht im Strassenverkehr zu bewegen.")Foto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Matthäus 19,14
"Aber Jesus sagte: 'Lasst doch die Kinder! Hindert sie nicht daran, zu mir zu kommen. Denn für Menschen wie sie ist das Himmelreich da.'"
Eine Anregung
"Der Weg kommt, indem wir gehen", so heisst ein Satz aus der Feder von Kurt Marti. Genau so ist es. Wege entstehen durch Gewohnheit. Das sehe ich jeden Tag auf dem Weg zum Bahnhof. Da geht eine Treppe zu einer Fuss- und Fahrradbrücke hoch. Oben kann ich aber nicht direkt einbiegen, sondern muss erst fünf Meter an einer Rabatte entlang schreiten, bevor ich mit einer 180°-Wendung endlich in die richtige Richtung weitergehen darf. Diesen Umweg machen nicht alle mit. So zeichnet sich immer deutlicher ein Trampelpfad über die Rabatte ab. Zu Fuss geht man schliesslich effizient und kräftesparend. Es soll Liegenschaften geben, bei denen die Wege über das Grundstück erst erstellt werden, wenn sich die Trampelpfade abzeichnen, und so einsichtig wird, wo Wege auch Sinn machen.
Was aber wäre, wenn wir den Kinder die Verkehrs- und Mobilitätsplanung überlassen würden? Ich gehe, aufgrund der Erfahrung mit den eigenen drei Söhnen davon aus, dass es auch dann noch Autobahnen geben würde. Jedoch denke ich, dass der Strassenverlauf stärker von kindlichen Eigeninteressen und spontanen Einfällen geprägt wäre. So wie auf dem Foto, wo die Kinder vor ihrem Haus einen Zebrastreifen auf die Strasse gemalt haben. Weiter sehe ich Tiere auf dem Gehsteig und die Namen der Künstlerinnen und Künstler. Auf einer Seite des Zebrastreifens steht gross "Achtung". Bestimmt gäbe es dann vor jedem Haus, in dem Kinder wohnen, Raum, um auf der Strasse zu spielen. Die anderen Verkehrsteilnehmenden müssten sich folglich anpassen, sich hinter den Kinderdreirad-Artistinnen und -Artisten einordnen, und vor dem improvisierten Strassen-Fussballfeld warten, bis Halbzeit ist.
Also ich möchte einmal sehen, was geschieht, wenn Kinder den Verkehr planen. Vielleicht könnten wir Erwachsenen ja noch etwas von ihnen lernen. Warum nicht einmal einen Stadtteil in die Hände der Kinder geben. Was da entstehen könnte, wäre möglicherweise wegweisend für die Zukunft der Menschheit.
Nach Jesu Worten gehört den Kindern, wenn nicht die Erde, dann aber sicher das Himmelreich. Also macht euch gefasst darauf: Im Himmel werden Kinder laut und bestimmend mitreden bei der Gestaltung der himmlischen Verkehrswege.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
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