Ein Zitat
"Wenn wir einander gut gesinnt sind, verbinden uns sogar gegensätzliche Meinungen." Ernst Ferstl (*1955)Foto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Römer 15,1+2
"Wir, die Starken, sind verpflichtet, die Schwächen von denen mitzutragen, die nicht so stark sind. Es geht ja nicht darum, was uns gefällt. Vielmehr soll jeder von uns so handeln, wie es seinem Mitmenschen gefällt. Das tut diesem gut und hilft, ihn aufzubauen."
Eine Anregung
Mit stoischer Ruhe erträgt das Schottische Hochlandrind den Star, der sich direkt auf seinen Kopf zwischen die ausladenden Hörner gesetzt hat. Für den Vogel ist die Nähe zum Weidetieren nützlich, finden er doch dort allerlei Futterinsekten. Und für die Rinder ist der Vogel nützlich, befreit er sie doch ansatzweise von den lästigen Fliegen und Bremsen. Nebst Staren zeigen auch Elstern und Kuhreiher wenig Scheu, sich direkt auf die gutmütigen Kollosse niederzulassen. Die Bachstelzen ihrerseits suchen in Bodennähe den Kontakt zu den zottigen Riesen.
Natürlich ist das wohl noch keine Freundschaft. Eher ist es so etwas wie eine Zweckgemeinschaft. Gegenseitig tut man sich Gutes, ohne dass daraus eine enge Bindung entstehen muss.
Die Verschiedenheit der beiden Tiere zeigt, dass es nicht zwingend das selbe Aussehen und die selbe Sprache braucht, um gut miteinander auszukommen. In der Verschiedenheit liegt auch eine grosse Kraft. Ungleiche Freundinnen, ungleiche Freunde haben miteinander ein grösseres Potential, als würden sie je für sich ihr Leben leben.
Als Jesus die Menschen zu sich rief, da sammelte er um sich sehr verschiedene Charaktere. So ist es bis heute geblieben. Wer sich auf Jesus einlässt, wird eine Horizonterweiterung erleben, allein schon durch die anderen Menschen denen er oder sie im christlichen Umfeld begegnet. Wenn es auch äusserlich nicht so krass aussieht wie bei Rind und Star: Mitchristinnen und Mitchristen können Zumutungen sein, durch Christus freundschaftliche Zumutungen.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
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