Ein Zitat
"Eine Fliege in einem Glas Sekt ist ein Insekt." Stephan SarekFoto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - 2. Mose 8,13+14
"Aaron streckte die Hand mit seinem Stab aus und schlug auf die Erde. Da kamen Mücken über Mensch und Vieh. Der ganze Staub wurde zu Mücken überall in Ägypten... Mückenschwärme bedeckten Mensch und Vieh."
Eine Anregung
Sie hatten sich nicht angemeldet, und wahren doch zu Hunderten da. Für sie gab es keine Menüs, und doch assen sie überall an den Tischen mit. Gelesen hatten sie die Unterlagen auch nicht und doch setzten sie sich in unverschämter Weise auf jedes Dokument. Selbst als es an der Tagung der Jährlichen Konferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche Schweiz-Frankreich-Nordafrika um Missbrauch und Mobbing ging, griffen sie gleich mit allen verfügbaren Extremitäten zu. Ja nicht einmal auf dem Stillen Örtchen hatte man Ruhe vor ihnen; dort am allerwenigsten.
Ganz und gar ungebeten waren sie, aber dafür in Scharen da: Die Fliegen. Sie lösten hektische Armbewegungen aus, die als Wortmeldungen hätten interpretiert werden können. Und wurde geklatscht, dann auch manchmal nach diesen kleinen Plagegeistern. Als es um Statistik in der Kirche ging, hatte ich den Eindruck, als würde die Anzahl der Fliegen dem Trend bei den Mitgliedern entgegenlaufen. Mit anderen Worten: Es war noch nicht wie bei der 3. von zehn Plagen, die Mose im Namen Gottes über Ägypten brachte. Aber ein kleiner Vorgeschmack davon war es schon. Ein ganz kleiner Vorgeschmack. Ein klitzekleiner Vorgeschmack auf sechs Beinen.
Doch eigentlich waren sie nicht der Rede wert. Wenigstens nicht bei der offiziellen Berichterstattung. Und auch sonst nicht. Darum dachte ich mir, schreibe ich von ihnen. In einer Zeit, in der es immer weniger Insekten gibt, ist es doch beruhigend, dass wenigsten die Fliegen bei allen kirchlichen Anlässen dabei sind. Sie sind da: Beruhigend nervenaufreibend!
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen