Ein Zitat
"Es ist nicht die stärkste Spezies, die überlebt, auch nicht die intelligenteste, sondern diejenige, die am besten auf Veränderungen reagiert." Charles Darwin (1809-1882)Foto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Kolosser 4,6
"Eure Rede sei stets freundlich und mit einer Prise Salz gewürzt. Denn ihr müsst wissen, wie ihr jedem eine angemessene Antwort geben könnt."
Eine Anregung
Schon am ersten Tag an der Lenk viel mir ein Eichhörnchen auf, das direkt vor dem Kurs- und Sportzentrum mit wenig Scheu seiner Arbeit nachging. Da die Tagung der Jährlichen Konferenz (Synode) der Evangelisch-methodistischen Kirche Schweiz-Frankreich-Nordafrika mehrere Tage dauerte, gelangen mir in einer Kaffeepause auch recht gute Aufnahmen des flinken Kletterkünstlers.
Bei den Eurasischen Eichhörnchen gibt es verschiedene Farbvarianten; dunkel gefärbte und rötlich gefärbte. Gelegentlich wird nun fälschlicherweise behauptet, die dunklen Eichhörnchen seien aus Nordamerika eingeschleppt worden und verdrängten die rötlich gefärbten, einheimischen. So stimmt das nicht. Aus den USA gelangten Grauhörnchen nach Europa und haben sich in Grossbritannien und Italien invasiv ausgebreitet. Dort verdrängen sie das Eurasische Eichhörnchen durch ihre robustere Art und eine Krankheit, welche die einheimischen Eichhörnchen befällt und tötet.
Die Farbvarianten der bei uns heimischen Eurasischen Eichhörnchen sind Anpassungen an den Lebensraum. In den höheren Lagen der Schweiz haben die dunklen Schläge eine grössere Überlebenschance als die roten. Letztere sind für Habicht, Mäusebussard und Marder leichter zu entdecken. Sie werden in Fichtenwäldern häufiger von diesen Fressfeinden erwischt. In hellen Laubwäldern dagegen haben rötliche Eichhörnchen aufgrund ihrer Tarnung die grösseren Überlebenschancen.
Vielleicht sind die verschiedenen Ausprägungen - man könnte auch von Farbschlägen sprechen - des christlichen Glaubens auch so etwas wie Eichhörnchen. Nur die Variante überleben, welche sich besser an ihren Kontext anpasst. Gelingt es nicht mehr, den Glauben so zu vermitteln, dass er von der Gesellschaft als relevant und glaubwürdig verstanden wird, dann schwindet das Interesse daran. Das wäre dann wie ein rotes Eichhörnchen, weit sichtbar ausgestellt vor dem dunklen Hintergrund eines Tannenwalds. Exotisch, aber kaum überlebensfähig.
Der christliche Glaube in bestimmter Ausprägung muss zur Welt passen, in der er gelebt wird. Er muss, wie Eichhörnchen für den Wald, nützlich sein für die menschliche Gesellschaft. Sonst wird er vielleicht noch einige Zeit als Kuriosum bestehen, aber früher oder später von überzeugenderen Glaubensvollzügen verdrängt werden.
Wie macht sich die Methodistenkirche in der Schweiz in dieser Hinsicht? Stefan Schnegg erinnerte daran, dass keine Frei- oder Landeskirche in den letzten 50 Jahren so viele Mitglieder verloren hat wie die Methodistenkirche. Sie ist in dieser Zeit auf 20% der einstigen Grösse geschrumpft. Da stellt sich die Frage: Sind wir noch bei den Sorgen und Erwartungen der Menschen. Oder sind wir schon wie ein "Rotes Eichhörnchen" im dunklen Tannenwald.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
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