Ein Zitat
"Was wäre heute ein Grund, Psalmen zu schreiben? Für mich ist es "Die Orchidee, welch ein Traum, / wenn man sie sieht, man glaubt es kaum; / besitzt vom Himmel die Lizenz, / die einer Zauberin Präsenz, / in ihrer Schönheit auch gebührt, / weil dies direkt zum Herzen führt." Uwe WalterFoto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Jeremia 31,35
"Der Herr hat eine Botschaft für sein Volk. Er, der die Sonne zum Licht des Tages bestimmt hat, Mond und Sterne für die Nacht – das ist seine Ordnung. Er, der das Meer aufwühlt, dass die Wellen brausen. Herr der himmlischen Heere – so lautet sein Name."
Eine Anregung
Ganz im Norden des Kantons Schaffhausen, hart an der Grenze und teilweise darüber hinaus, findet sich ein Orchideenhotspot der Extraklasse. Das Naturschutzgebiet Tannbühl bei Bargen wird gut unterhalten und bewacht. Zehn Arten von Orchideen finden sich in den lichten Wäldern. Darunter das Langblättrige Waldvögelein. Seine einzelnen Blüten gleichen kleinen Vögeln mit ausgebreiteten Flügeln. Es wächst in Kalk-Buchenwäldern an trockenen Standorten.
Mir gefällt, wie von oben betrachtet die Blüten einen Kranz, eine Krone bilden. Die Stiele der Blüten gleichen kleinen grünen, mit Drall versehenen Schnüren.
Dass man von oben betrachtet so viele Blüten sehen kann, liegt daran, dass sehr viele Pflanzen nach einer bestimmten Gesetzmässigkeit wachsen, die nach dem Mathematiker Leonardo Pisano, genannt Fibonacci benannt ist. Fibonacci-Zahlen ergeben sich durch die Addierung der beiden vorausgehenden Zahlen. Also z.B. 1+2=3. 2+3=5. Weiter geht es folglich mit 8, 13, 21, 34, 55, usw. Teilt man zwei aufeinanderfolgende Fibonacci-Zahlen, bekommt man in etwas den Goldenen Schnitts (1 : 1,618).
Beim Kreis entspricht dieser Goldene Schnitt 137,5 Grad. In dieser Distanz wachsen bei vielen Pflanzen Blätter und Blüten. Die Anordnung ist ideal, da so kein Blatt ein anderes und keine Blüte eine andere ganz abdecken. Alle bekommen so viel Sonnenlicht wie möglich.
Mir kommen dabei die Stühle in der Kirche in den Sinn. Es ist immer wieder eine Herausforderung, sie so zu stellen, dass man von jedem Platz ohne grosses Köpfeverrenken zur Kanzel sehen kann. Die Orchideen finden instinktiv die optimale Wuchsform, ich dagegen scheitere immer einmal wieder an der göttlichen Proportion, wie der Goldene Schnitt auch genannt wird.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
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