Ein Zitat
"Es hat Zeit gekostet, und manchmal hatten wir das Gefühl, einen Schritt nach vorne und zwei zurück zu machen. Doch genau die Treffen, die diesen Eindruck erweckten, waren oft diejenigen, bei denen wir am weitesten gekommen sind." Marc Berger im seinem Bericht über das Comité Directeur der Methodistenkirche in Frankreich.Foto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Römer 8,38
"Ich bin zutiefst überzeugt: Nichts kann uns von der Liebe Gottes trennen – nicht der Tod und auch nicht das Leben, keine Engel und keine weltlichen Mächte, nichts Gegenwärtiges und nichts Zukünftiges und auch keine andere gottfeindliche Kraft."
Eine Anregung
Am Freitagvormittag hörten die Delegierten der Jährlichen Konferenz (Synode) der methodistischen Kirche an der Lenk Berichte aus der Arbeit in Frankreich.
Marc Berger, Präsident des Comité Directeur, dem französischen Kirchenvorstand, hielt im Bericht fest, dass in Frankreich die grossen Spannungen über die Haltung zur menschlichen Sexualität und dem Umgang mit der Homosexualität es nötig machten, dass sich das Comité Directeur im vergangenen Jahr dreissigmal zu teils hitzigen Sitzungen treffen musste.
Hintergrund sind die grossen Vorbehalte vieler Gemeinden vor einer Öffnung der weltweiten Methodistenkirche beim Umgang mit Homosexualität, und der Abkehr von den Verboten, Homosexuelle zu ordinieren oder gleichgeschlechtlich zu trauen.
Die Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa, zu der die Jährliche Konferenz Schweiz-Frankreich-Nordafrika gehört, hatte in diesem Frühjahr den Weg für alle Länder der Zentralkonferenz freigemacht, damit diese auch in Zukunft ihre je eigenen Haltung zur Homosexualität vertreten können. Aktuell gibt es dazu noch nicht die Möglichkeit, die Kirchenordnung entsprechend abzuändern. Jedoch wird erwartet, dass die Generalversammlung dies an ihrer nächsten Tagung im Mai 2024 so beschliessen wird.
Noch gilt die Kirchenordnung von 2016, welche die umstrittenen Verbote zur menschlichen Sexualität enthält. Falls diese an der Generalkonferenz gestrichen werden sollten, wäre es für Länder in der Zentralkonferenz immer noch möglich, im lokalen Kontext daran festzuhalten.
Die Jährliche Konferenz Schweiz-Frankreich-Nordafrika hat mit der "Kaleidoskop" genannten Übereinkunft die Möglichkeit geschaffen, dass in derselben Konferenz verschiedene Ansichten nebeneinander bestehen können und respektiert werden. Doch für viele Gemeinden in Frankreich ist dies keine praktikable Lösung.
Diese Situation führte dazu, dass an der Generalversammlung vom März 2023 in Frankreich der Antrag vorlag, als französische Methodistenkirche die weltweite methodistische Kirche zu verlassen. Eine andere Gruppe schlug eine etwas anderes Vorgehen vor, bei dem die Gemeinden und Pfarrpersonen je für sich entscheiden sollten, ob sie austreten wollten. Beide Anträge erhielten keine nötige 2/3-Mehrheit.
Nun sollen am 1. Oktober alle Gemeinde in Frankreich je für sich darüber abstimmen, ob sie bleiben oder gehen wollen. Auch bei diesen Abstimmungen braucht es eine 2/3-Mehrheit. Entsprechend der Resultate wird dann die nächste Generalversammlung der Kirche in Frankreich das weitere Vorgehen beschliessen. Sowohl verbleibende Gemeinden sollen in diesem Prozess unterstützt werden wie auch die, welche die Kirche verlassen wollen. Aktuell weiss niemand, was an diesem 1. Oktober herauskommen wird. Angesichts der grossen Spannungen bat Marc Berger um das Gebet.
Bischof Patrick Streiff bemerkte, dass es keine Lösung geben wird, die in Frankreich zu einem gemeinsamen Vorgehen führen würde. Es sei zu erwarten, dass es zu einer Abspaltung eines Teils der französischen Methodistengemeinden kommen wird. Das soll in gegenseitigem Respekt erfolgen können.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
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