Donnerstag, 22. Juni 2023

Die Schöpfung Gottes bewahren

Ein Zitat

Die Karstquelle 'Siebenbrünnen' auf der Rezlialp bei Lenk bildet den Auftakt der Simme.
Foto © Jörg Niederer
"Als Kirche wollen wir uns von Gott in die 'Haushaltspflicht' (Gen 1,28) nehmen lassen. Wir wollen unsere Verantwortung besser wahrnehmen und gemeinsam entdecken, wie wir Gott in Gottes Schöpfung staunend lieben und sie bewahren können." Aus dem Bericht vom Ausschuss "Kirche und Gesellschaft" an der Synode der Methodistenkirche in der Schweiz 2023

Ein Bibelvers - 1. Mose 2,15

"Gott der Herr nahm den Menschen und brachte ihn in den Garten Eden. Er sollte ihn bearbeiten und bewahren."

Eine Anregung

Lenk ist ein sauberes Dorf. Es liegt kein Abfall herum, da wo die Besucherinnen- und Besucherströme vorüberziehen. Ganz zu Schweigen von der wunderschönen Landschaft, den Bergen, der Simme, den Matten und Weiden. In Lenk käme man nicht auf die Idee, dass die biologische Vielfalt in der der Schweiz und weltweit rasant schwindet, und das Klima sich bedrohlich aufheizt. Und doch ist es so.

Am Samstag zogen einige der Konferenzteilnehmerinnen und Konferenzteilnehmer zur Simmenquelle, eine der ergiebigsten Karstquellen in der Schweiz. Aus der Bergwand auf der Rezlialp entspringt am Westfuss des Wildstrubels in sieben Hauptstrahlen Gletscherwasser aus einer Felsspalte. Gespeist wird die Quelle vom Rezligletscher, einem Eisausläufers des bekannteren Plaine-Morte-Gletschers. Dieser misst in der Länge noch 5 Kilometer. Von nicht mehr so ewigen Eis gespeist treten in der Sommerzeit rund 3000 Liter Gletscherwasser pro Sekunde aus der "Siebenbrünnen" genannten Quelle und bilden den Auftakt der 55 Kilometer langen Simme. Doch auch der Plaine-Morte-Gletscher schwindet. Innerhalb der letzten drei Jahre hat er 20 Meter seiner teilweise 200 Meter dicken Eisschicht eingebüsst. Damit ist nicht nur dieses Sommerskigebiet auf 2927 Metern Höhe in Gefahr. Es ist absehbar, wie lange es dauern wird, bis auch dieser Gletscher sich in Wasser aufgelöst hat. Spätestens dann wird die Karstquelle "Siebenbrünnen" an Attraktivität verloren haben.

Um das Schlimmste zu verhindern und einen echten Beitrag zur Eingrenzung des Klimawandels zu leisten, hat deshalb die Synode der Methodistenkirche in der Schweiz einen Antrag des Ausschusses "Kirche und Gesellschaft" angenommen. Dieser lautet: "Der Vorstand setzt eine Arbeitsgruppe ein, die systematisch verschiedene Aspekte des kirchlichen Lebens unter die Lupe nehmen und konkrete Schritte vorschlagen soll, wie Abläufe und Organisation umweltgerechter verändert werden können".

Wie dies geschehen soll, zeigen die Ausführungsvorschläge: "Sie [die Arbeitsgruppe] soll an der Tagung Teil Schweiz 2024 erste Zwischenergebnisse präsentieren und für die Tagung 2025 Anträge zur Umsetzung einer umweltgerechteren EMK [Evangelisch-methodistischen Kirche] Schweiz stellen. Dazu sollen entsprechende Zielsetzungen wie Netto Null, CO2-Neutralität, u.a. geprüft und allenfalls als Zielsetzungen für die EMK Schweiz beantragt werden." 

Bis es also konkret wird, werden wohl drei weitere Jahre ins Land ziehen, in denen der Plaine-Morte-Gletscher weitere 20 Meter seiner Eisdicke verlieren könnte. Es ist höchste Zeit, auch als Kirche die Schöpfung ganz konkret zu schützen und zu bewahren.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

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