Ein Zitat
Foto © Jörg Niederer |
Ein Bibelvers - Amos 5,8
"Er hat das Siebengestirn und den Orion geschaffen. Er lässt in der Finsternis den Morgen anbrechen und aus dem Tag wieder dunkle Nacht werden. Er ruft das Wasser herauf aus dem Meer und lässt es auf den Erdboden regnen: Herr – das ist sein Name!"
Eine Anregung
Gelegentlich stehe ich zu nachtschlafender Zeit auf, um den Tagesanbruch irgendwo in der Natur zu verbringen. Jeweils danach frage ich mich, was ich wohl an den anderen frühen Morgen verpasst habe, in denen ich mich im Bett noch einmal umgedreht habe.
Draussen vor der Tür singt der Hausrotschwanz in die Dunkelheit hinein sein frühes Lied. Auf den Auen sucht ein Reh nach einigem zögern das Weite, ein Fuchs verschwindet im Wald. Nebelschwaden wabern über die Wiesen. Ich geniesse es, dass die Vögel für einmal die Fahrzeuge auf der Autobahn übertönen. Im hohen Gras zeigen sich zwei Ohren. Dann schaut eine Rehgeiss verwundert in meine Richtung. Ein Rehbock steigt ihr in gebührendem Abstand nach. Die Sonne lässt die Landschaft erröten. Der erste Teichrohrsänger meldet sich. Andere stimmen ein. Aus den oberen Stockwerken im Wald flötet ein Pirol. Wie gerne würde ich ihn sehen. Bei den Spechthöhlen werde ich für einmal nicht angeschimpft. Buntspecht und Kleinspecht haben in direkter Nachbarschaft zum Waldweg ihre Nisthöhlen in einem toten Baumstamm angelegt. Abends sind sie - wohl geladen vom Tag - weniger umgänglich als an diesem Morgen. Ich setze mich hin, schliesse die Augen, atme die Düfte, die eine leise Brise mir zuträgt. Jetzt ist es soweit: Die Sonne hat dem Mond die Meisterin gezeigt.
"Ein neuer Tag beginnt und ich freu mich, ja, ich freue mich. Ein neuer Tag bricht an, und ich freu mich Herr auf dich! Warst die ganze Nacht mir nah, dafür will ich danken. Herr, jetzt bin ich für dich da, diese Stunde ist dein."
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen