Dienstag, 1. November 2022

Beten rettet

Ein Zitat

Ein kurzes morgendliches Gespräch vor dem Koster der Dominikanerinnen in Estavayer-le-Lac.
Foto © Jörg Niederer
"Was du jetzt für ein Hindernis hältst, wird dir später ein wirksames Heilmittel sein." Vinzenz Ferrer (1350-1419)

Ein Bibelvers - Jeremia 29,11+12

"Ausspruch des Herrn – Ich habe Pläne des Friedens und nicht des Unheils. Ich will euch Zukunft und Hoffnung schenken. Ihr werdet zu mir rufen. Ihr werdet kommen und zu mir beten, und ich werde euch erhören."

Eine Anregung

In Estavayer-le-Lac besteht seit 706 Jahren ein Dominikanerinnenkloster. Auch in der Zeit der napoleonischen Wirren ging im Städtchen am Neuenburgersee das Klosterleben weiter. Damals fanden geflüchtete Priester, die den Eid auf die Zivilverfassung der Französischen Revolution verweigerten, im Kloster Unterschlupf. frwiki übersetzt die französische Bezeichnung "Prêtre réfractaire" dieser abtrünnigen Priester lustigerweise auch mit "Feuerfeste Priester", wohl in Anspielung auf die Scheiterhaufen, auf denen revolutionsfreundliche Geistliche ihre Priesterdiplome unter den Rufen "Nieder mit dem Andenken an die Priester für immer! Nieder mit dem christlichen Aberglauben! Es lebe die erhabene Religion der Natur!" verbrannten.

Gegründet wurde das Kloster im Jahr 1316 vom Archidiakon von Lincoln (England) Wilhelm von Stäffis. Er entstammte der Gründerfamilie des Städtchens Estavayer. In der Deutschschweiz nannte man den Ort deshalb auch lange Zeit Stäffis am See.

Die heutige Klosteranlage und die Klosterkapelle gehen zurück auf den "Bastarden von Savoyen" (1377-1443), eine Anspielung auf die Herkunft Humberts von Savoyen als illegitimen Sohns von Amadeus VII. und Françoise Arnaud. Humberts sterbliche Überreste liegen in der von ihm finanzierten Klosterkapelle bestattet.

In dieser Kapelle waren die Dominikanerinnen wohl gerade am Beten, als im Jahr 1599 Teile des Klostergebäudes einstürzten. So rettete das Gebet den Ordensschwestern buchstäblich und auf wundersame Weise das Leben.

Heute kann man an diesem geschichtsträchtigen Ort übernachten, an dem einst der heilige Vincent Ferrier und die heilige Colette de Corbie wirkten. Ob wohl am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest im Jahr 2016 auch einige der "Bösen" hinter Klostermauern übernachteten?

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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