Montag, 28. November 2022

Gib, so viel du kannst!

Ein Zitat

Statue von John Wesley vor der Wesley-Chapel in London.
Foto © Jörg Niederer
"Wenn Sie mehr als 52.000 Dollar im Jahr verdienen, gehören Sie auf globaler Ebene dem 1 Prozent [der reichsten Menschen] an." William MacAskill im Buch: "Gutes besser tun"

Ein Bibelvers - Sprüche 11,4

"Reich sein nützt gar nichts am Tag des Zorns. Aber gerechtes Handeln rettet vor dem Tod."

Eine Anregung

Er studierte an der Oxford-University in England und verbrachte einige Zeit in den USA. Es folgte die Lehrtätigkeit am Lincoln-College. Sein Motto lautet: "Gib, so viel du kannst!" Die Hälfte seines Lohnen spendet er und empfiehlt, den Zehnten, also 10% des Einkommens, zu geben. Er ist ein Rockstar seiner Zeit.

Wer aus der methodistischen Kirchentradition kommt, denkt bei dieser Beschreibung sofort an den (Mit-)Gründer der methodistischen Reform- und Heilsbewegung, an John Wesley. Das Foto von der Statue John Wesleys vor der Wesley-Chapel in London lenkt zusätzlich in diese Richtung. Wer kenn nicht Wesleys Diktum: "Verdiene, so viel du kannst; spare, so viel du kannst; gib, soviel du kannst!"; mit einer besonderen Betonung auf dem letzten Teil.

Aber in diesem Fall geht es nicht um John Wesley, sondern um William MacAskill (*1987). Mit 28 Jahren wurde er der jüngste Philosophieprofessor der Welt. Sein hauptsächliches Arbeitsfeld orientiert sich an der Frage, welche Handlungen eine möglichst grosse positive Wirkung auf möglichst viele Menschen haben. "Effektiver Altruismus" nennt sich die von MacAskill gegründete Bewegung, bei der es auch um ein faktenbasierendes Spenden geht. Anhängerinnen und Anhänger dieser Bewegung verzichten auf Fleisch und spenden 10 Prozent ihrer Einkünfte.

Irgendwie kurios ist es, wenn der reichste Mann der Welt, Elon Musk diesen Philosophen und Altruisten und seine Gedanken in dessen neustem Buch "What we own the future" lobt. Nun, vielleicht gefällt Musk eben die von MacAskill vertretene Meinung, dass man durchaus viel verdienen könne, selbst in moralisch fragwürdiger Weise, wenn das deshalb geschehe, um viel Geld in effektiver Weise zu spenden; statt dass andere der ethisch fragwürdigen Tätigkeit aus Selbstbereicherung nachgehen würden. "Earning to give" (Verdienen um zu spenden) nennen sich diese Philosophie.

Ich habe mir mal das eine Buch von William MacAskill gekauft, das in deutscher Sprache erhältlich ist: "Gutes besser tun" und bin gespannt, ob es da noch weitere Parallelen gibt zwischen MacAskill und seinem 300 Jahre früher im Lincoln-College wirkenden "Kollegen" John Wesley.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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