Donnerstag, 24. November 2022

Steiniges für einen scheidenden Bischof

Ein Zitat

Superintendentin Ivana Prochazkova bedankt sich mit einem Stein beim scheidenden Bischof Patrick Streiff für seine Begleitung der Methodistenkirche in Tschechien.
Foto © Jörg Niederer
"Danke für alles. Bei Gelegenheit werfe ich dir auch wieder einmal einen Stein in den Garten." Redensart in deutschsprachigen Regionen

Ein Bibelvers - Psalm 118,22+23a

"Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Grundstein geworden. Vom Herrn wurde dies bewirkt."

Eine Anregung

Es ist eine methodistische Tradition an der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa, dass der neue und vor allem der bisherige Bischof bei einem festlichen Essen mit allen Delegierten und weiteren Gästen gefeiert wird. In diesem Jahr fand dieser freudige Moment unweit von Läufelfingen im Juraweiler Dietisberg statt.

Lea Hafner, welche durchs Programm führte, hatte im Vorfeld verschiedene Personen aus den Ländern der Zentralkonferenz gebeten, einen Stein mitzubringen und damit eine Erinnerung an Bischof Patrick Streiff aus seiner Amtszeit zu verbinden. Nebensache wurde dann, dass alle ihre Redezeit von drei Minuten überzogen. Was die Frauen und Männer zu sagen hatten war tief bewegend und herzerwärmend.

Alles stand unter der in manchen Teilen Deutschlands und der Schweiz bekannten Redensart "Jemandem einen Stein in den Garten werfen". Aus den Steinen entsteht nun unter Künstlerhand eine Skulptur, die dann den Garten von Bischof Patrick Streif und Ehefrau Heidi zieren wird. Doch woher kommt diese Redewendung?

Ursprünglich war der Satz wohl negativ gemeint im Sinne von: "Jemandem einen Schaden zufügen, einen Stein mehr in ein steiniges Ackerfeld werfen, einen Stolperstein platzieren". Mit der Zeit aber wurde diese Vorstellung in ironisch spassiger Weise auch zu einer wohlmeinenden Äusserung. Zwar wissen viele immer noch gut, dass es nicht sinnvoll ist, wenn mir einer einen Stein in den Garten wirft. Aber genau das wird, von einem Freund oder einer Freundin gesagt, zu einer neuen, fröhlichen, nicht ganz ernst gemeinten Zusage. Gemeint ist nun: "Wenn du mich einmal brauchst, dann bin ich gerne für dich da. Ich werde nicht vergessen, was du mir Gutes getan hast. Die Zeit kommt, dann werde ich auch die überraschen".

Auch eine schöne Erklärung, wenn auch für Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftler weniger überzeugen, ist die Anknüpfung an einen Brauch auf jüdischen Friedhöfen. Dort legen Besuchende Steine auf das Grab ihrer Verstorbenen, um damit zu signalisieren: "Ich war da. Ich habe dich nicht vergessen".

Es war an diesem Abend offensichtlich, dass Bischof Patrick Steiff und Heidi bei vielen Menschen der Zentralkonferenz für die 17 Jahren ihres Wirken sehr geschätzt werden. Um es in einer anderen steinigen Sprache zu formulieren: "Sie haben bei vielen einen Stein im Brett." Was das wiederum heissen soll, und woher diese Formulierung kommt, das kannst du ja selbst herausfinden.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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