Montag, 7. November 2022

Rassismusdiskussion trotz inklusiveren Bischofswahlen

Ein Zitat

Screenshot aus der Pressekonferenz der Louisiana Annual Conference mit dem neuen indigenen US-Bischof David Wilson.
Foto © Louisiana Annual Conference
"Wir werden nie die Kirche sein, die wir sein wollen, wenn wir farbige Menschen wie eine Ware behandeln, die man leicht wegwerfen oder benutzen kann, dann wenn wir Fototermine, Führungsqualitäten und die Stimmen der Farbigen brauchen." Pfarrerin Sharon Austin an den Bischofswahlen der Southeastern Jurisdiction

Ein Bibelvers - 1. Mose 9,18+19

"Noahs Söhne Sem, Ham und Jafet hatten zusammen mit ihm die Arche verlassen. Ham war der Vater von Kanaan. Von diesen drei Söhnen Noahs stammen alle Völker der Erde ab."

Eine Anregung

In der vergangenen Woche wurden an den fünf Juristiktionalkonferenzen der Evangelisch-methodistischen Kirche in den USA 13 neue Bischöfinnen und Bischöfe gewählt. Dabei zeigte sich eine grosse Vielfalt unter den Gewählten. Sieben neue Bischöfinnen stehen sechs neuen Bischöfen gegenüber. In der South Central Jurisdiction wurde erstmals ein Angehöriger der indigenen Bevölkerung zum Bischof gewählt. David Wilson gehört zum Volk der Choctaws von Oklahoma. Die selbe Jurisdiction wählte mit Pfarrerin Delores "Dee" Williamston erstmals eine African American ins Bischofsamt. Die Northeastern Jurisdiction wählte mit Héctor Burgos zum ersten Mal einen Latino zum Bischof. Besonders "divers" wählte die Western Jurisdiction. Mit Carlo A. Rapanut wurde erstmals ein Migrant von den Philippinen als Bischof in den USA gewählt. Weiter wurde die Latina Dottie Escobedo-Frank gewählt. Und als dritten neuen Bischof wählten die Delegierten mit Cedrick D. Bridgeforth zum ersten Mal einen homosexuellen African American ins Bischofsamt. 

Ganz anders in der Southeastern Jurisdiction. Dort traten Personen verschiedenster Volksgruppen und unterschiedlicher Herkunft zur Wahl an. Zuletzt wurden nach zwei Pfarrpersonen aus der "weissen" Bevölkerungsschicht der USA auch noch ein African American zu Bischöfinnen und Bischöfen gewählt. Sowohl in der Southeastern wie auch in der Western Jurisdiction führten rassistische Erfahrungen im Wahlprozess zu Diskussion. In der Western Jurisdiction wurde dies gar hinter verschlossenen Türen in einer sogenannten "Geschlossenen Sitzung" beraten. Verschiedene Frauen und Männer hatten das Wahlverfahren als demütigend und verletzend erlebt. 

Einige erinnerten auch daran, dass das jurisdiktionale System der US-amerikanischen Methodistinnen und Methodisten 1939 eingerichtet wurde, auch um zu verhindern, dass Bischöfe aus dem liberalen Norden Einfluss nehmen könnten auf den segregationistisch geprägte Süden, und anders herum. Damals wurde auch die Central Jurisdiction gebildet, in der alle Kirchgemeinden mit vorwiegend afrikanischstämmigen Gläubigen von den vorwiegend "weissen" Kirchgemeinden separiert wurden. 

Auch wenn es die Central Jurisdiction heute nicht mehr gibt, ist der Rassismus in der Kirche noch nicht überwunden. Insgesamt ist man an diesen Wahlen in den USA aber einen grossen Schritt in Richtung einer inklusiveren und vielfältigeren Kirche gegangen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

2 Kommentare:

  1. Christine Schneider07 November, 2022 08:28

    Der Abschnitt, der anfängt mit "Ganz anders in der Western Jurisdiction" stimmt nicht ganz. In der Western Jurisdiction gab es eine geschlossene Sitzung zum Thema Rassismus, gewählt wurden wie im vorhergehenden Abschnitt erklärt eine Bischöfin und zwei Bischöfe aus Minderheitsgruppen. In der Southeastern Jurisdiction kam es ebenfalls zu Diskussionen (im zweitletzten Abschnitt beschrieben), gewählt als Bischöfin wurde, nach zwei Weissen, auch eine African American.

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    1. Liebe Christine, du hast recht. Ich habe den Text jetzt entsprechend angepasst. Danke für die Hinweise.

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