Samstag, 18. Dezember 2021

Parthenogenese und Jungfrauengeburt

Ein Zitat

Auslage in einem Laden mit Devotionalien. Maria in allen Variationen.
Foto © Jörg Niederer
"Vor aller Zeit wurde er aus dem Vater gezeugt seiner Gottheit nach, in den letzten Tagen aber wurde derselbe für uns um unseres Heiles willen aus Maria, der Jungfrau, der Gottesgebärerin, der Menschheit nach geboren." Konzil von Chalcedon 451

Ein Bibelvers - Matthäus 1,16

"Josef war der Mann von Maria. Maria war die Mutter von Jesus, der Christus genannt wird."

Ein Anregung

Es ist ja nicht überraschend, dass die Parthenogenese gerade in der Advents- und Weihnachtszeit thematisiert wird. Es geht um die Zeugung von Nachkommen ohne männliche Schützenhilfe. Das passt wunderbar zur Jungfrauengeburt der Maria. 

In der Tierwelt spricht man von Jungfernzeugungen. Hornmilben, Springschwänze, Blattläuse, Faden- und Regenwürmer, aber auch Haie, Geckos, Schlangen und Truthähne können Nachwuchs ohne männliches Zutun zeugen. Sogar bei Komodowaranen weiss man von belegten Fällen, bei denen es zu Jungfernzeugungen gekommen ist. Das ist in einem Artikel in der Sonntagszeitung von 12. Dezember, überschrieben mit "Ohne Sex zu Nachwuchs" nachzulesen.

Jedoch ist die Jungfernzeugung bei höheren Tieren wohl deshalb die Ausnahme, weil ein Mischen des Erbguts beim Nachwuchs deutliche Vorteile bringt. Etwa wenn es um den Schutz vor Krankheitserregern und Seuchen geht. Doch manchmal ist die Parthenogenese buchstäblich nötig für das Überleben einer Art. Wird etwa ein Komodowaran-Weibchen durch einen Sturm auf eine einsame Insel abgetrieben, dann ist sie auch ohne Männchen vermehrungsfähig. Aus der fruchtbaren Hälfte ihres Geleges schlüpft nur männlicher Nachwuchs. Und so ist für die nächste Fortpflanzungsrunde mit Sex und weiblichem und männlichem Nachwuchs wieder alles bereit. Das Leben kann weitergehen. 

Jungfernzeugung bedeutet also Rettung, Leben, Hoffnung. Das sind genau die gleichen Themen, die auch durch die Jungfrauengeburt in der Weihnachtsgeschichte eingeläutet werden. Da ist Rettung: "Christ, der Retter ist da". Da ist Leben: "Ein Kind in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegend". Und es gibt Hoffnung: "Uns zum Heil[-werden] erkoren".

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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