Mittwoch, 1. Dezember 2021

Gradlinig und biegsam - kein Widerspruch

Ein Zitat

Kopfweiden entlang eines Baches bei Gerlikon
Foto © Jörg Niederer
"Das Morgen kann nur blühen, wenn es im Gestern wurzelt und im Heute wächst." Redensart

Ein Bibelvers - Jesaja 11,1+2

"Aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Spross hervor. Ein Trieb aus seiner Wurzel bringt neue Frucht. Auf ihm ruht der Geist des Herrn: Der schenkt ihm Weisheit und Einsicht, Rat und Stärke, Erkenntnis und Ehrfurcht vor dem Herrn."

Ein Anregung

Ein Bild im Advent ganz ohne Kerzen? Nur natürliches Licht von der untergehenden Sonne. Dazu Kopfweiden, jahreszeitbedingt ohne Astwerk.

Weiden erinnern mich an die obigen Bibelworte: Sie wurde in der Christenheit schon immer als Verheissung auf Jesus Christus gelesen. Ein neuer Trieb wächst, wird zum Baum. Ein neuer König kommt, bestimmt in neuer Weise die ganze Welt.

Weiden lassen sich ganz einfach vermehren. Zweige können als Stecklinge im Boden wurzeln. Diese Wurzeln bilden oft ein zusammenhängendes Geflecht und stabilisieren so den Boden. Auch eine Eigenschaft der Weide ist ihre Biegsamkeit und Flexibilität. Aus Weidenzweigen werden bis heute Körbe und andere Gegenstände geflochten.

Zurück zur Verheissung des kommenden Messias. Wie das Wurzelwerk der Weide hält Christus seine Gemeinde zusammen und verwebt das Leben seiner Nachfolgerinnen und Nachfolger miteinander. Im schnellen Wachstum der Weide entdecke ich ein Bild für Christus und die Kirche. Selbst nach dramatischen Einbrüchen und Niedergängen kann die Kirche wieder aufblühen, auferstehen. Wie die Weidenzweige, so ist Jesus geradlinig und beweglich zugleich. Er neigt sich zu den Bedürftigen, und ist doch das vollkommenes, "geradlinige" Ebenbild des lebendigen Gottes. 

Sind das nicht auch adventliche Gedanken?

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde


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