Donnerstag, 25. August 2022

Nahrungsmittelüberfluss oder Food Waste?

Ein Zitat

Abgeerntetes Gemüse bei Iznang, Deutschland auf der Hörihalbinsel
Foto © Jörg Niederer
"Food Waste ist eine Begleiterscheinung von Wohlstand. Nur wer Hunger nicht kennt, wirft Lebensmittel weg. In unserem Essen steckt viel Arbeit und Energie. Wir sollten ihm deshalb alle mehr Sorge tragen." Jacques Bourgeois, Ehemaliger Direktor des Schweizerischen Bauernverband

Ein Bibelvers - 2. Mose 16,15c+16

Mose über das Manna: "Das ist das Brot, das der Herr euch zu essen gibt. Der Herr hat geboten: Sammelt davon so viel, wie jeder zu essen braucht. Einen Krug pro Kopf sollt ihr holen, jeder so viel wie Personen zu seinem Zelt gehören."

Ein Anregung

Herbst ist Erntezeit. Nach dem trockenen Frühjahr und Sommer sind schon viele Felder abgeerntet. Bei den Trauben und dem Getreide rechnet man mit 30% weniger Ertrag. Die Essiggurkenbauern dagegen haben das Problem, dass die Gurken zu schnell wachsen. Über Nacht sind sie zu gross und passen nicht mehr in die Einmachgläser. Vielleicht sind auch die Zucchettis auf dem Foto zu schnell gewachsen. Bei der Ernte wurden sie auf dem Feld zurückgelassen, und werden wohl bald mit den zu unförmigen Tomaten und Peperoni untergepflügt. 

In den Läden gibt es Normgemüse, auf den Feldern Food Waste. Ich habe gelesen, dass Im Schnitt jedes dritte Lebensmittel zwischen Feld und Teller verloren geht oder verschwendet wird. 

Wir leisten uns einen Nahrungsmittelüberfluss. Das ist auch jetzt nicht anders, wo das Klima die Lebensbedingungen stark beeinflusst. Bleibt nun der Dank im Hals stecken oder als unverkäufliches Gemüse auf dem Feld liegen?

Wenn in der Bibel aufgezeigt werden soll, wie gut Gott für uns sorgt, dann zeichnen die dortigen Geschichten ein Bild des Überflusses. Da wird ein Land beschworen, in dem "Milch und Honig" (3. Mose 20,24) fliessen. Das "Brot der Wüste" das Manna (2. Mose 16), ist jeden Tag neu in ausreichender Menge vorhanden. Die wunderbare Brotvermehrung, die mit fünf Broten und zwei Fischen begann, endete damit, dass alle 5000 Männer und ihre Familien satt wurden und immer noch 12 Körbe voller Essen übrigblieben (Markus 6,30-44). Und in Epheser 1,7c+8 heisst es: "So reich ist seine [Gottes] Gnade. Er gewährt sie uns über jedes Maß hinaus und schenkt uns alle Weisheit und Einsicht."

Nicht der Überfluss ist das Problem. Das Problem ist, dass es noch immer Menschen gibt, die nicht genug haben, während andere im Überfluss leben. Dabei ist in Gottes Schöpfung alles darauf ausgelegt, dass sie uns genug, ja mehr als genug zum Leben wachsen und werden lässt.

Es ist so: Zum Erntedank gehört zwingend das Teilen, bis jeder Mensch Grund zur Dankbarkeit hat.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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