Mittwoch, 3. August 2022

Vom Retter der Schweizer Weissstörche

Ein Zitat

Während ein riesiger Traktor mit zwei Kreiselmähern die Feuchtwiese zurückschneidet, frisst ein Storch in unmittelbarer Nähe die dabei aufgescheuchten Insekten, Mäuse und Frösche.
Foto © Jörg Niederer
"Bleiben die Störche nach Bartholomä (24. August), so kommt ein Winter, der tut nicht weh." Bauernregel

Ein Bibelvers - Psalm 104,17

"Dort in ihren Zweigen nisten die Vögel, der Storch ist auf den Zypressen zu Hause."

Ein Anregung

Grosse Vögel lassen sich einfacher fotografieren, besonders, wenn sie, wie dieser Storch, die Gunst der Stunde nutzen und in unmittelbarer Nähe des riesigen, brüllenden Mähers nach aufgescheuchten Leckerbissen suchen. Eine solche Gelegenheit kommt für sie nur gerade einmal pro Sommer, dann, wenn die extensiv bewirtschafteten Feuchtwiesen zurückgeschnitten werden dürfen.

Auch wenn sich Weissstörche leicht fotografieren lassen, wäre es in der Zeit von 1950 bis 1962 in der Schweiz unmöglich gewesen, ein freilebendes Exemplar vor die Linse zu bekommen. Der Grossvogel war in unserem Land ausgestorben, sein Lebensraum auf wenige kleine Nischen zusammengeschmolzen, die Futtertiere durch eine intensive Landwirtschaft verdrängt.

Zwischenzeitlich ist das wieder anders. 2021 brüteten hier 1249 Paare. Es wurden um die 796 Jungtiere gezählt. Eine Erfolgsgeschichte, die mit einem Namen ganz besonders verbunden ist: Max Bloesch. Der gebürtige Oltner war Turnlehrer, bevor er und weitere Engagierte 1948 begangen, in Altreu den Weissstorch wieder anzusiedeln. Die Tiere dazu hatte der "Storchenvater" aus dem Elsass, der Tschechoslowakei und Algerien.

Weitere 22 Aussenstationen sicherten in der Folge den Bestand der Störche in der Schweiz in der Zeit, als sie freilebend als ausgestorben oder selten galten. So gelang durch Auswilderung die Rückkehr dieser majestätischen Vögel.

Was die Geschichte von Max Bloesch auch zeigt. Selbst als Nichtfachmann und interessierter Laie kann man Hervorragendes leisten. Wer mit Leidenschaft und Herz bei der Sache ist, trägt dazu bei, dass sich diese Welt erneuert und zum Guten verändern kann. 

Nebenbei: Max Bloesch war auch Teil der Feldhandballmannschaft, die 1936 für die Schweiz eine olympische Bronzemedaille gewannen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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