Montag, 22. August 2022

Der Miniatur-Hirschkäfer

Ein Zitat

Ein vom heftigen Regen geretteter Balkenschröter (Dorcus parallelipipedus) bei Frauenfeld.
Foto © Jörg Niederer
"Der wahre Preis einer Sache ist die Mühe und Plage, ihn zu erarbeiten." Adam Smith (1723-1790) Moralphilosoph und Ökonom

Ein Bibelvers - Römer 12,6a

"Wir haben verschiedene Gaben, so wie Gott sie uns in seiner Gnade geschenkt hat:"

Ein Anregung

Nach den gestrigen Kartoffelkäfern folgt heute eine weitere sechsbeinige Begegnung, die ich am meinem Geburtstag machen durfte. Anders als der Kartoffelkäfer ist der Balkenschröter (Dorcus parallelipipedus) ein Nützling und zudem geschützt. Meine Frau rettete das fotografierte männliche Tierchen vor dem Ertrinken auf einem Fahrradweg. Das war mit einem gewissen Risiko verbunden, kann doch dieser Käfer mit seinen beweglichen Kieferzangen auch menschliche Haut recht schmerzhaft durchbeissen. Zum Glück sind die etwa 2-3 cm grossen Tierchen eher friedlicher Natur.

Der Balkenschröter ist in Europa die häufigste Hirschkäferart. Er ist etwas weniger anspruchsvoll als der echte Hirschkäfer, der nur in Eichenwälder lebt. Der Balkenschröter besiedelt auch Totholz von Buchen und Obstbäumen. Damit sich seine Larven von diesem Holz ernähren können, muss es erst von Pilzen befallen sein und von diesen in Käfernahrung verwandelt werden. Dann machen sich die Larven  der Balkenschröter über das Totholz her und zersetzen, ja schroten es in kurzer Zeit. Auf diese Weise wird es weiter aufbereitet für die nun folgende Arbeit der Mikroorganismen am Abbauprozess des Holzes. Das Ergebnis sind dem Wald- oder Obstgartenboden zugeführte wertvolle Nährstoffen.

Balkenschröter stecken also mittendrin in einem Prozess, den Pilze beginnen und Mikroorganismen beenden. Im übertragenen Sinn ist das auch bei der Mission der Kirche von Bedeutung. Die heute Glaubenden stehen mittendrin in einer Aufgabe, die vor vielen hundert Jahren andere begonnen haben. Wieder andere werden dann, wenn die Zeit erfüllt ist, an der Vollendung beteiligt sein. Was wir heute sehen und woran wir heute mitwirken, ist Teil einer viel grösseren Geschichte des Glaubens.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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