Ein Zitat
"Kein Mass kennt die Liebe, und wir wollen in der Liebe und nur für die Liebe alles leiden und tun." Schwester Ulrika Nisch (1882-1913)Foto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Psalm 143,7+8
"Gib mir bald Antwort, Herr! ... Lass mich am Morgen deine Güte erfahren! Denn auf dich setze ich mein Vertrauen. Zeig mir den Weg, den ich gehen soll! Denn zu dir bringe ich meine Sorgen."
Ein Anregung
Heilige und selig gesprochene Menschen sind aus protestantischer Sicht immer auch Irritationen im christlichen Alltag. Bei der vom Papst Johannes Paul II. seliggesprochenen Barmherzigen Schwester vom Kreuz Ulrika Nisch fällt mir auf, dass es so gar nichts wirklich Aussergewöhnliches gibt in ihrer Biografie. Und doch scheint sie in den kurzen 31 Jahren ihres Lebens viele Menschen berührt zu haben.
Aktuell ist das Kloster Hegne zu Fuss auf einer Wanderung nur sehr umständlich über die Strassengrossbaustelle A33 zu erreichen. Und so landeten wir doch recht erschöpft in der Krypta des Kloster, in der sich Sarg und Grab von Schwester Ulrika Nisch befindet. Als uneheliches Kind geboren steuerte sie bald als Dienst- und Kindermädchen zum Unterhalt der Familie bei. In Rorschach, im Alter von etwa 12 Jahren bei einer Lehrerfamilie angestellt, erkrankte sie an einer Gesichtsrose und wurde in der Folge von Ingenbohlern Schwestern gepflegt. Das bestärkte sie, 1904 selbst dem Orden der Barmherzigen Schwestern vom Kreuz im Kloster Hegne beizutreten. In der Folge arbeitete sie in Küchen von Bühl/Baden und Baden-Baden. Gestorben ist sie an den Folgen einer Tuberkulose.
Die Art und Weise, wie sie mit ihrem Leiden und dem Tod umging, und ihr offenes Ohr für die Nöte ihrer Mitmenschen muss tiefen Eindruck gemacht haben. Und so pilgern auch noch heute Menschen an ihre Grab. Neu können sie dabei den "Ulrika Weg" unter die Füsse nehmen, der an ihre verschiedenen Wirkorte führt.
Sehr schön beschrieben ist das Wesen von Schwester Ulrika Nisch auf der Seite des Klosters Ingenbohl: "... ihre Massstäbe waren andere als Erfolg, Gesundheit und Wohlstand. Es waren Liebe und Hingabe, die ihr Leben prägten. Sie arbeitete als Küchenschwester. Mit Schmerzen und Krankheit war sie vertraut. Und trotzdem war sie froh. Unscheinbar war ihr Leben und doch wurde sie bekannt."
Wenn ich es mir so überlege, ist genau diese Unscheinbarkeit das Besondere in Schwester Ulrikas Leben, das, was mir aus evangelischer Sicht sympathisch ist.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde
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