Dienstag, 26. April 2022

Schimpfen wie die Rohrspatzen

Ein Zitat

Männchen einer Rohrammer an der Verzasca-Mündung in der Bolle di Magadino.
Foto © Jörg Niederer
"Und sollte ich vergessen haben, jemanden zu beschimpfen, dann bitte ich um Verzeihung!" Johannes Brahms (1833-1897) Komponist, Pianist und Dirigent

Ein Bibelvers - Johannes 15,12+13

Jesus: "Das ist mein Gebot: Ihr sollt einander lieben – so wie ich euch geliebt habe. Niemand liebt mehr als einer, der sein Leben für seine Freunde einsetzt."

Ein Anregung

Das kleine Vögelchen ist sprichwörtlich geworden. Mit seinem ausdauernden, wenig melodiösen Gesang und der Ähnlichkeit mit einem Sperling (wenigstens das Weibchen) ist es zum Inbegriff der Schimpferei geworden. "Schimpfen wie ein Rohrspatz" meint genau dieses Tierchen, das heute in der Schweiz potenziell gefährdet und daher lange nicht mehr so vielen Menschen bekannt ist wie sein Namenspate, der Haussperling.

Faszinierend ist auch, dass es nur wenige Vögel gibt wie die Rohrammer, die sich normaler Weise auf erhöhter Warte aufhalten, welche folgendes Verhalten zeigen: Um die Aufmerksamkeit eines Eindringlings vom eigenen Nest abzulenken bewegen sie sich am Boden so, als könnten sie nicht mehr fliegen. Der Eindringling stellt nun der scheinbar leichten Beute nach, was den Jungtiere im Nest das Leben rettet. Das nennt man denn mal Mutter- und Vaterliebe! 

Insofern hätte die Rohrammer es verdient, mit einer positiveren Redensart geehrt zu werden, als mit einer, die an ihre penetranten Gesangskünste erinnert. Etwa dieser: "Wie der Rohrspatz das Leben für die eigenen Kinder einsetzten".

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde


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