Freitag, 14. Januar 2022

Was sollen Kirchen tun?

Ein Zitat

In Kindern vereinen sich Mut, Verstand, Freude und Entdeckungsgeist
Foto © Jörg Niederer
"Was macht, dass ich so unbeschwert / Und mich kein Trübsinn hält / Weil mich mein Gott das Lachen lehrt / Wohl über alle Welt" Hans Dieter Hüsch

Ein Bibelvers - 1. Chronik 16,10+11

"Rühmt seinen heiligen Namen! Von Herzen sollen sich alle freuen, die den Herrn suchen! Fragt nach dem Herrn und seiner Macht! Kommt vor sein Angesicht zu jeder Zeit!"

Ein Anregung

Vorgestern am Neujahrsempfang in der Christkatholischen Kirche St. Gallen hielt Theodor Pindl, Intendant von WirkRaumKirche, eine seiner intelligenten und anregenden Reden. Darin wünschte er den Kirchen Viererlei: Mut, Verstand, Entdeckergeist und Freude. Aus jedem dieser vier Teile hier ein anregendes Zitat:

Mut: "Zu einfach wäre es jedenfalls – wie es der reformierte Theologe Ingolf Dalfehrt sagt – die Rolle der Kirchen 'auf die von NGOs zur Weltverbesserung zu verkürzen und sie damit um ihre religiöse und gesellschaftliche Wirkkraft zu bringen.' 'Wenn man nur noch sagt, was alle anderen auch sagen würden, [wenn sie aufmerksam wären und nachdenken würden,] dann hat man auch dann nicht Genügendes gesagt, wenn man allgemein nur Zustimmung erhält.'" 

Verstand: "Gegen das Überhandnehmen der vielfachen Unfehlbarkeitserklärungen und Verdammungen der Andersgläubigen müssen nun die Kirchen – und das ist vielleicht für viele ungewohnt! – das Lob des Zweifels und des Zauderns, des vernünftigen Arguments, des belastbaren Urteils und des gesunden Menschenverstands, des Selber-Denkens singen – kurz das Mantra der Aufklärung 'sapere aude' (wage es, weise zu sein)! Sie müssen Anwälte des strittigen, aber auch fairen Diskurses werden, müssen den Empörungsblasen die Luft herauslassen und dem Verschwörungsgeraune rationale Abrüstungssätze entgegensetzen." 

Entdeckergeist: "Johann Baptist Metz hat schon vor langer Zeit von einer 'Kirche mit dem Gesicht zur Welt' gesprochen. Ins Offene denken, unser Glaube lässt uns grossherzig, nicht kleingläubig sein. Sich am Erfahrungsschatz des Ungewöhnlichen und Ungewohnten freuen, sich überraschen lassen, neugierig auf Fremdes sein, die Andersheit des Anderen schätzen... Und dem heiligen Geist noch etwas zu tun übriglassen! Es geht letztlich doch darum, sich selbst und andere für Gottes Wirken zu öffnen und immer wieder der ersten frischen Brise des Evangeliums nachzuspüren..."

Freude: "Das wünsche ich uns allen besonders: Lassen wir uns die Freude nicht nehmen, sie wurzelt in der Dankbarkeit des Herzens, die verbunden ist mit dem Lobpreis unseres grossen Gottes, der nicht gross ist, weil er fern ist, sondern nah; er ist uns 'näher als wir uns selbst es sind', wie Augustinus sagt. Künden wir mit unserer Freude immer wieder von der Hoffnung, die uns trägt..."

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde


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