Samstag, 8. Januar 2022

Karpfen, Mönche, Fischer und Pfister

Ein Zitat

Der zugefrorene Bettenauer Weiher im Januar 2021
Foto © Jörg Niederer
"Samstag - Ain schwarz Erbis, item Ayer in ainer wissen Brü mitt Zibüllen und Opfell, darunder geschnetzett Visch oder Baches und ain Haberkern." Aus der Küchenordnung von Abt Ulrich Rösch, um 1480

Ein Bibelvers - Johannes 21,9

"Als sie [die Jünger] an Land kamen, sahen sie dort ein Kohlenfeuer brennen. Darauf brieten Fische, und Brot lag dabei."

Ein Anregung

Gerade habe ich ein kleines Büchlein erhalten, geschrieben von Kathrin Moeschlin. Sie hat sich im Auftrag der Stiftsbibliothek der Fischweiher angenommen, die ab dem 14. Jahrhundert zahlreich entstanden, um die Mönche des Klosters St. Gallen mit Karpfen und Hechten zu versorgen. 60 Weiher besass und betrieb das Kloster an insgesamt 42 Standorten.

Bereits nach den ersten Seiten habe ich für mich viel Neues erfahren.

1. Als erster schriftlich fassbarer Fischweiher gilt der Bettenauer Weiher. 889 wird er in einer Urkunde erwähnt. 1464 kam er in Klosterbesitz.

2. Für die Fischzucht erstmals vom Kloster genutzt wurde der von Abt Kuno von Stoffeln 1383 angelegte Weiher beim Wallfahrtsort Dreibrunnen.

3. Im Verlauf der Teichwirtschaft wurde ein System mit zwei, und dann mit drei Weihern eingeführt. In den Mutter-, Laich oder Streichweiher wurden Elterntiere eingesetzt um dort abzulaichen. Nach zwei Jahren kamen die erwachsenen Fische in den Setz- oder Karpfenweiher. Später wurde dann noch ein weiterer Weiher dazwischengeschaltet, den Streck- oder Wachsweiher, in dem die Jungfische, die "Buben" gehalten wurden.

4. Im Zusammenhang mit den Weihern wird auch die Kombination von Mühle und Bäckerei erwähnt. Das nannte man Pfisterei. Und der Pfister, das war der Bäcker.

5. Am liebsten assen die Mönche dreijährigen Karpfen, und das an drei Tagen pro Woche. In der Zubereitung verstanden sich die Berufsfischer auch, und waren folglich nicht selten auch kochend in der Klosterküche anzutreffen.

6. Die meisten Fischweiher des Klosters St. Gallen sind verschwunden. Nur 15 von ihnen können heute noch besichtig werden.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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