Freitag, 28. Januar 2022

In der Krise vorausschauend zurückdenken

Ein Zitat

Als wäre die Pandemie am Ende
Foto © Jörg Niederer
"Ich selbst freue mich auf den Tag, an dem wir wieder fröhlich singen, uns feste drücken und ohne Abstandsregeln miteinander lachen und weinen. Aber jetzt ist die Zeit, die Weichen dafür zu stellen, dass wir aus der Krise gelernt haben werden." Ulrich Giesekus in Unterwegs 3/2022

Ein Bibelvers - Johannes 16,33

Jesus: "Das habe ich euch gesagt, damit ihr bei mir Frieden findet. In der Welt habt ihr Angst. Aber fasst Mut, ich habe die Welt besiegt!"

Ein Anregung

Ulrich Giesekus lehrt Psychologie und Counseling an der Internationalen Hochschule Liebenzell. Er gehört zum Bezirk Freudenstadt und vertritt diesen als Laiendelegierter an der Süddeutschen Jährlichen Konferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK). Weiter ist er Autor und Mitautor zahlreicher Bücher und bietet psychologische Beratungen an. In einem Beitrag von "Unterwegs", der Zeitschrift der EMK in Deutschland, hat er sich zur Krisenbewältigung geäussert. Daraus darf ich mit seiner freundlichen Einwilligung ein Gedicht abdrucken, geschrieben im März 2020, das mich sehr berührt und ermutigt hat, meine Sicht auf die Pandemie in einer Weise zu gestalten, die von der Hoffnung und nicht von Angst und vom Frust geprägt sind. 


  Wie wird das Jetzt als Damals sein?

  Wie werden wir zurückblicken, dann, wenn das vorbei ist?
  Werden wir sagen, wie schrecklich alles war?
  Oder werden wir denken,
  wir hätten etwas Wichtiges gelernt? 

  Werden wir nur trauern
  und wird uns der Schmerz der Abschiede quälen?
  Oder werden wir aufrichtigen Trost
  und Beistand erfahren haben? 

  Werden wir vermissen,
  auf was wir alles verzichten mussten?
  Oder werden wir gemerkt haben,
  was wir alles nicht brauchen, um glücklich zu sein?

  Werden wir unserem Wirtschaftswachstum nachweinen?
  Oder werden wir dankbar – darüber, wie gut es uns geht,
  im Vergleich?

  Werden wir Beziehungen verloren haben?
  Oder werden wir Freunde gewonnen haben? 

  Werden unserer Biographie die Auslandsreisen fehlen?
  Oder werden wir den Gewinn
  der inneren Einkehr erfahren haben?

  Werden wir sagen: Das hat uns viel gekostet?
  Oder werden wir sagen: Das hat uns auch reich gemacht?

  Wie werden wir zurückblicken, dann, wenn das vorbei ist?
  Werden wir jetzt schon die Weichen stellen,
  dafür, wie es alles einmal gewesen sein wird?

  Ulrich Giesekus im März 2020


Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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