Ein Zitat
"O Thurgau, wie liebe, wie schätze ich dich! / Wohl locken viel schönere Gegenden mich. / O Thurgau, mich fesselt ein engeres Band / An dich, du geliebtes, du wonniges Land!" Aus dem Thurgauer LiedFoto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - 1. Mose 26,20
"Die Hirten von Gerar und Isaaks Hirten stritten um die Quelle und sagten: 'Das Wasser gehört uns!' Weil sie sich um den Brunnen zankten, nannte Isaak ihn Esek, das heißt: Zank."
Ein Anregung
Der Brunnen an der Zürcherstrasse in Frauenfeld steht nicht gerade an vorteilhafter Stelle. Ich werde den Verdacht nicht los, dass dies bewusst so ist. Denn beim Brunnen handelt es sich um den Weinfelder Brunnen. Seine Inschrift lautet: "2003 / Weinfelder Brunnen / getauft anlässlich der / 200 Jahrfeier Kanton Thurgau / und Kantonshauptstadt Frauenfeld."
Weinfelden und Frauenfeld stehen ja in einer gewissen Konkurrenz. Einst wollten beide Orte Kantonshauptort sein. Frauenfeld wurde es, Weinfelden gilt bis heute als heimliche Hauptstadt. Auch darum tagt das Kantonsparlament in beiden Flecken. Die Thurgauer "Pendelregierung" sei eine Besonderheit in der Schweiz.
Darüber hinaus fasziniert mich auch, dass man Brunnen offensichtlich taufen kann. Ich frage mich, wie das geht. Tauft man den Brunnen mit dem Wasser des Brunnens. Also tauft sich der Täufling gleich selbst? Oder wurde Wasser von einem anderen Brunnen genommen, um diesen Weinfelder Brunnen zu taufen? Bedeutet dies, dass das Wasser, das dieser Brunnen spendet, nun Weihwasser ist? Ist ein getaufter Brunnen ein besserer Brunnen? Darf - weil getauft - in diesem Brunnen getauft werden? Und dürfen auch andere darin getauft werden als Weinfelder, Frauenfelder oder Zürcher (weil an der Zürcherstrasse) Bürger?
Und nun noch die Gretchenfrage: Wurde der Brunnen als kindlicher oder erwachsener Bronn getauft? Den Brunnen (auf dem Trog steht die Jahrzahl 1863) gab es schon, bevor er zum Weinfelder wurde; also wohl Erwachsenentaufe mit Konversion. So gibt es seit nicht einmal 20 Jahren ein bisschen Weinfelden in Frauenfeld, dort am wenig vorteilhaften Platz an der Zürcherstrasse.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde
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