Mittwoch, 5. Januar 2022

Methodistische Flugpioniere und eine Kirchenspaltung

Ein Zitat

Die Spirit of St. Louise im National Air and Space Museum
Foto © Jörg Niederer
"Wer fliegen will, muss den Mut haben, den Boden zu verlassen." Walter Ludin, Mitglied des franziskanischen Ordens der Kapuziner

Ein Bibelvers - Jesaja 60,8

"Was schwebt da wie Wolken heran? Was fliegt herbei wie Tauben zu ihrem Schlag?"

Ein Anregung

Vom ersten motorisierten Flug bis zum ersten Nonstopflug über den Atlantik am 21. Mai 1927 durch Charles Lindbergh in der Spirit of St. Louis dauerte es gerade einmal etwas mehr als 23 Jahre. Oder waren es 25 Jahre. In der Fachwelt wird nämlich gestritten, ob der motorisierte Erstflug den Gebrüder Wilbur und Orville Wright am 17. Dezember 1903 gelang, oder ob es Gustaf Weisskopf war, der am 14. August 1901 mit Motorenkraft als erster abgehoben habe.

Da wo die Spirit of St. Louise hängt, im National Air and Space Museum in Washington, findet man auch den Wright Flyer. Und dort, in Washington sind sie sich sicher, dass dieser erste bemannte Motorflug den Gebrüdern Wright - und damit zwei Methodisten - gelang. 

Der Vater von Wilbur und Orville war Bischof Milton Wright von den deutschsprachigen Vereinigten Brüdern in Christo, einer methodistisch und pietistisch geprägte Kirche, gegründet im Jahr 1800 von Pfarrer Philipp Wilhelm Otterbein (1726 - 1813), dem mennonitischen Pastor Martin Boehm (1725 - 1812) und elf weiteren Predigern. Obwohl sie sich Brüder nannten, erhielt in dieser methodistischen Kirche bereit im Jahr 1847 Charity Opheral als erste Frau eine Lizenz zum Predigen.

Die Vereinigten Brüder in Christo schlossen sich im Jahr 1946 mit der ebenfalls methodistisch geprägten, von Jacob Albrecht (1759 - 1808) in den USA gegründeten deutschsprachigen "Evangelischen Gemeinschaft" zur "Evangelical United Brethren Church" zusammen. Diese Kirche wiederum vereinigte sich 1968 mit der Bischöflichen Methodistenkirche zur "United Methodist Church" (im deutschsprachigen Raum "Evangelisch-methodistische Kirche").

Zurück zu den Gebrüdern Wright und ihrem bischöflichen Vater. 1889 gaben sich die Vereinigten Brüder in Christo eine neue Verfassung. Dabei kam es zu einem Streit. Aber nicht um die dabei eingeführte Frauenordination. Nein, es ging darum, ob ein Mitglied der Kirche auch Freimaurer sein könne. Eine Mehrheit sah darin kein Problem. Anders Bischof Milton Wright, unterstützt von seinen berühmten Söhne. Mit einigen tausend weiteren Personen gründeten sie die "Vereinigten Brüder in Christo (Alte Verfassung)". Diese Kirche gibt es heute noch, wobei der Klammerzusatz zwischenzeitlich wieder gestrichen wurde.

Auch Bischof Milton Wright, und nicht nur seine beiden Söhne, hatte einst abgehoben - mit seiner Kirche - und sie fliegt noch immer.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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