Donnerstag, 30. September 2021

Wie weiter in Freikirchen mit der Ehe für alle

Ein Zitat

Pfarrer Stefan Zolliker, einer der Gesprächspartner im Livenet-Talk zur Ehe für alle
Foto © Jörg Niederer
"'Es sind alle Willkommen, aber das Ziel ist die Ehe.' Nach diesem Kriterium vom ICF hätten auch Jesus und Paulus das Ziel verfehlt. Keiner war verheiratet. Keiner hatte Kinder." Ann Dällenbach, Theologin

Ein Bibelvers - Psalm 139,14-16

"Ich danke dir und staune, dass ich so wunderbar geschaffen bin. Ich weiß, wie wundervoll deine Werke sind. Nichts war dir unbekannt am Aufbau meines Körpers, als ich im Verborgenen geschaffen wurde – ein buntes Gewebe in den Tiefen der Erde. Ich hatte noch keine Gestalt gewonnen, da sahen deine Augen schon mein Wesen."

Ein Anregung

Kurz nachdem die Stimmberechtigten in der Schweiz die Ehe für alle angenommen haben, stellt sich in den Freikirchen die Frage, wie nun damit umzugehen sei. Sollen nun auch Homosexuelle den kirchlichen Segen für die Ehe erhalten? 

In einem Livenet-Talk unter der Leitung von Chefredaktor Florian Wüthrich diskutierten Ann Dällenbach, Theologin und ehemalige Pfarrerin in der Evangelisch-methodistischen Kirche (sie weiss seit drei Jahren, dass sie Queer ist); Christian Haslebacher, Vorstandsmitglied im Dachverband Freikirchen.ch und Regionalleiter Ostschweiz bei der Chrischona; sowie Stefan Zolliker, Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) in Winterthur und in der Regenbogenkirche Zürich Wollishofen. 

Was am Gespräch auffällt, ist der sorgfältige, wertschätzende Umgang miteinander, bei dem gleichwohl auch klare Positionen vertreten wurden. 

Eindruck gemacht hat Ann Dällenbach. Angesichts der auch medizinischen Realität von queeren Menschen sprach sie von ihrer Identität als Schöpfung Gottes. Homosexuelle würden nicht nur so "empfinden" sondern sie sind es. Homosexualität ist ihre Identität, die sich in keiner Weise ändern lasse. Wenn dann in Kirchen diese Identität als Sünde eingeordnet werde, fühle sie sich eben z.B. als Homosexuelle nicht willkommen, auch wenn das Kirchen immer wieder so formulieren würden. 

In sympathischer, persönlicher Art vertrat Christian Haslebacher die Gegenposition und versuchte zu erklären, warum es für ihn und die Chrischona nicht möglich sei, gleichgeschlechtliche Ehen zu segnen. 

Stefan Zolliker dagegen hofft, dass dies bald auch in seiner Arbeit in einer LGBTQ-Gemeinschaft möglich sein kann. Zurzeit wird die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare noch verunmöglicht durch das Kirchenrecht der weltweiten EMK. 

Den ganzen Livenet-Talk kann hier angeschaut werden.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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