Ein Zitat
Foto © Jörg Niederer |
Ein Bibelvers - Lukas 23,33-34
"Dort kreuzigten sie Jesus und die beiden Verbrecher – den einen rechts, den anderen links von ihm. Aber Jesus sagte: 'Vater, vergib ihnen. Denn sie wissen nicht, was sie tun.'"
Ein Anregung
Man könnte meinen, die versammelten Religionsgemeinschaften hätten am Interreligiösen Bettag auf dem Domplatz St. Gallen allesamt intensivst um Regen gebetet. Zum ersten Mal fand der Anlass unter einem sich teils heftig entleerenden Himmel statt.
Doch darum geht es mir nicht. Ich will vom abgebildeten Kreuz sprechen, ein schweres Eisenkunstwerk. In Krimis kann es schon einmal vorkommen, dass ein Mensch von einem Kreuz erschlagen wird, oder dass er tot daran hängend aufgefunden wird. So schlimm ist es am Bettag glücklicher Weise nicht gekommen. Doch als ich später das Kreuz für den Fotografen um 180° drehte, verletzte ich mir den Kopf an der scharfen Kreuzeskante. Nichts Schlimmes, nicht der Rede wert, eine leicht Hautabschürfung, eine gerade noch spürbare Beule, ein milder Schmerz, der für einen Augenblick die Kälte und Nässe vergessen machte.
Im Namen des Kreuzes wurde schon deutlich mehr Blut vergossen und mehr sicht- und unsichtbare Wunden geschlagen.
Dabei steht das christliche Kreuz doch für das Ende aller Verletzung. Es steht für den Moment, an dem Gott selbst den Schlussstrich zog unter den Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt. Sichtbar wurde dies, als Jesus am Kreuz für seine Henker Gott um Vergebung bat, als er davon sprach, dass es (das Töten und Sterben) zu Ende gebracht, "vollbracht" sei. Im Namen des Kreuzes kann es seither nur noch um Versöhnung und Neuanfang gehen.
Wer etwas anderes behauptet, sollte sich an einem Kreuz den Kopf stossen. Nicht zu sehr - nur so, dass das Nachdenken über unnötigen, sinnlosen Schmerz aktiviert wird.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde
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