Ein Zitat
"Ich bin immer begeistert, wenn die Menschen zueinander gehen, aber nicht auseinander gehen. Das ist das Schöne glaube ich. Auch wenn die Religionen zueinander gehen aber nicht auseinander gehen." Elena Kaufmann zu ihrem Projekt "Der weisse Faden" Foto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Jona 1,4+5a
"Doch der Herr ließ einen starken Wind losbrechen, der über das Meer fegte. Der Sturm wurde immer stärker, und das Schiff drohte auseinanderzubrechen. Die Matrosen fürchteten sich und schrien um Hilfe, jeder betete zu seinem eigenen Gott."
Ein Anregung
"Der weisse Faden" heisst die Ausstellung mit Fotos von Elena Kaufmann im deutschen Erfurt. Angelehnt ist der Titel wohl an die Aussage in Sure 2, nach der die Nacht endet, wenn ein schwarzer Faden sich von einem weissen deutlich unterscheidet. Die Unterscheidbarkeit, oder besser das Unvermögen zu unterscheiden, davon handelt dieses geniale Kunstprojekt.
Elena Kaufmann porträtiert 20 Frauen unterschiedlichen Glaubens. Die 20 Frauen verzichten auf allen äußeren Schmuck, hüllen sich in ein schlichtes Gewand. Kein äusseres Zeichen ihres Glaubens lenkt ab. In spannenden, großformatigen Porträts wird Stärke und Verletzlichkeit erkennbar. Aber nicht erkennbar wird die Religion der portraitierten Frauen. Wie auch, ohne die jeweiligen Attribute, Kleidungen und Gesten, Worte und Haltungen. Ohne ihr sichtbares Glaubensbekenntnis sind es allesamt Menschen, mit denen es sich auf dieser Erde leben lässt. Religiöse Vorurteile verlieren ihre äusseren Anhaltspunkte. Betont wird das Gemeinsame, das Verbindende.
An der interreligiösen Bettagsfeier vom 19. September vor dem Dom in St. Gallen werden die verschiedenen Religionen deutlich erkennbar sein. Aber auch dieser Anlass betont das Miteinander, wobei das Trennende nicht ganz verwischt wird. Es wird nicht miteinander an einem Tisch gebetet, sondern nacheinander an vielen Tischen.
Doch bei der Vorbereitung zu diesem Anlass traf man sich dann doch bunt gemischt an einem Tisch - im Restaurant beim Essen und Trinken und Diskutieren über die gemeinsame Welt, und auch ein ganz kleines bisschen über Gott.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde
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