Montag, 27. September 2021

Geld anhäufen ist eine brotlose Kunst

Ein Zitat

Rosette an schmiedeisernem Tor einer riesigen Villa in Dully am Genfersee
Foto © Jörg Niederer
Will Gott einem Menschen schaden, lässt er ihn reich werden.

Ein Bibelvers - Markus 8,36

"Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber sein Leben dabei verliert?"

Ein Anregung

Ich werde das Gefühl nicht los, dass Reichtum keine gute Idee ist. Diese ständige Konzentration auf Besitz, auf Geld, auf noch mehr Geld, glücklicher scheint es die Reichen nicht zu machen. Natürlich ist Armut auch nicht gut, macht auch nicht glücklich, auch wenn das immer einmal wieder behauptet wird mit Blick auf sogenannt fröhliche arme Menschen in den armen Regionen der Welt.

Gut ist es, wenn Menschen immer genug zum Leben haben, und wenn sie erfahren, dass ihnen zur rechten Zeit geholfen wird. 

Aber welchen Sinn macht es, superreich zu sein? Kohelet ortet den Grund im Neid der Menschen untereinander und bezeichnet es als Windhauch und vergebliche Anstrengung. (Prediger 4,4) Das Lebensziel "Reichtum" ist vermutlich sinnloser als alles, was man anstreben kann. Im Endeffekt führt es nur dazu, dass man einmal mehr verliert als alle andern, dann, wenn die letzte Stunde geschlagen hat.

Von Jesus ist kein Wort über die Homosexualität überliefert. Aber vor dem Reichtum warnt er in verschiedensten Zusammenhängen. "Eher komme ein Kamel durch ein Nadelöhr, als ein Reicher ins Himmelreich", meint er angesichts eines Mannes, der sich nicht von seinem Besitz lösen konnte (Lukas 18,15-30). Auch erzählt er ein Gleichnis über einen reichen Spekulanten an der Warenterminbörse, der bei seinen Plänen, noch mehr Güter anzuhäufen, nicht mit der Endlichkeit des eigenen Lebens rechnete (Lukas 12,16,21). 

Selbst hat Jesus genau das Gegenteil angestrebt. Er widerstand der Versuchung, die ganze Welt zu besitzen (Matthäus 4,8-10).

Wenn Reichtum so "lebensgefährlich" ist, warum nur bewundern viel die Reichen, und wollen nicht, dass die Güter dieser Welt gleichmässiger verteilt werden? Ist es vielleicht, weil sie sich sagen: Reichen kann am besten mit Reichtum geschadet werden? Oder steckt dahinter der Traum, selbst einmal reich zu sein?

Also ich werde das Gefühl nicht los, dass Reichtum keine gute Idee ist.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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