Ein Zitat
"Ein Schwein wälzt sich lieber im Dreck als in Blumen." Altdeutsche RedensartFoto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - 2. Petrus 2,22
"'Ein Hund frisst wieder, was er erbrochen hat.' Und: 'Nach dem Baden wälzt sich ein Schwein wieder im Dreck.'"
Eine Anregung
Zugegeben, aus der Bibel kenne ich schönere Sprichwörter als die beiden, die im 2. Petrusbrief zitiert werden. Doch diese zwei waren mir bisher noch nicht aufgefallen, noch haben sie sich in mein Gedächtnis eingeprägt.
Es ist wohl der langen gemeinsamen Lebenswelt zu verdanken, dass es über die Schweine unzählige Redewendungen gibt. Schon etwa 8000 Jahre vor Christus wurden erste Schweine domestiziert. Doch in den Sprichwörtern kommt das Borstenvieh meist nicht sehr gut weg. Bei Leutmerken wird sogar mit einem inoffiziellen Strassenschild vor freilaufenden Wildschweinen gewarnt. Da sind auch die Felder mit speziellen Elektrozäunen gesichert, damit die Schweinerotten nicht über die schmackhaften Pflanzen herfallen.
Auch in der Bibel kommen die Schweine nicht besser weg. Zwar weiss man heute, dass das Essen von Schweinefleisch für Juden erst so ab dem 5. vorchristlichen Jahrhundert verboten war. In der hellenistischen Zeit wurde es zu einem Bekenntnisakt, entgegen der heidnisch-griechischen Umwelt kein Schweinefleisch zu essen. Zuvor jedoch wurde es als Nutz- und Opfertier auch in Israel geschätzt. Sogar hebräische Personennamen aus der Zeit der priesterlichen biblischen Texte sind bekannt, die wohl mit "Schwein" zu übersetzen sind (1. Chronik 24,15; Nehemia 10,21).
In neutestamentlicher Zeit sind die Schweine dann vollends verpönt. Dass sich Schweine im Schlamm wälzen, wurde als Zeichen ihrer Unreinheit gesehen. Schweine konnten auch gefährlich werden, und das nicht nur für heutige Autofahrer. Ihre Hauern sind tödliche Waffen. Und dann sind Schweine Allesfresser. Sie scheuen auch vor Ass nicht zurück.
Ein altdeutsches Sprichwort lautet: "Et is beter, de Swîne frätet met den Minschen as de Minschen frätet met de Swînen." (Es ist besser, die Schweine fressen mit den Menschen, als dass die Menschen mit den Schweinen fressen.) Da denke ich doch gleich an die Geschichte vom sogenannten "Verlorenen Sohn". Dieser musste, nachdem er allen Besitz verprasst hatte, in einer Zeit der Hungersnot in der Fremde Schweine hüten, und um nicht zu verhungern, aus dem Schweinetrog sein Essen stehlen (Lukas 15,11-32). Schlimmer konnte es damals einem Juden nicht ergehen.
Wer noch mehr erfahren möchte zur biblischen Kulturgeschichte des Schweins, dem oder der empfehle ich diesen Text.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
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