Ein Zitat
"Niemand empfängt Segen nur für sich selbst." Friedrich von Bodelschwingh (1831-1910)Foto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Matthäus 27,7
"Deshalb beschlossen sie: 'Wir kaufen von dem Geld den Acker des Töpfers. Dieser Acker soll als Friedhof für Fremde dienen."
Eine Anregung
Die Stimmung ist bezaubernd, morgens um 8 Uhr auf dem Waldfriedhof Meisenhard. Bei den Felsennischen mit ihren Urnengräbern wähnt man sich in einem verwunschenen Märchenwald. Moos bedeckt Mauern und selbst den gekiesten Weg. Durch die Blätter und Stämme der Bäume findet die Sonne einen seltenen Weg der Erleuchtung. Nur wenige Friedhofsbesucher sind um diese Zeit bei ihren lieben Verstorbenen.
Was man auf dem Bild nicht sieht: Die Geräuschkulisse der Fahrzeuge auf der nahen, vielbefahrenen Aarauerstrasse. Die Vögel in den Bäumen haben alle Mühe, das Brummen und Kreischen zu übersingen.
Schliesse ich die Augen, ist da nur noch Lärm. Öffne ich die Augen und blende den Lärm aus, ist da dieses beruhigende, erfrischende Grün. Zwei Seiten des Lebens. Da das Hoffnungsvolle, das Schöne, die Freude, die Ruhe; dort das Laute, das Zermürbende, das Hässliche, das Hoffnungslose.
Was bestimmt mein Leben mehr? Ist da ein Überfluss an Last und Not? Oder überwiegt der Segen? Ohne den in mein Leben inkarnierten Segen Gottes könnte ich wohl kaum hoffnungsfroh über den Friedhof Meisenhard gehen. Dass ich diesen Segen mit offenen Augen sehen darf, trotz all dem Schweren, ist ein besonderes Geschenk.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
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