Samstag, 4. Mai 2024

Die Generalkonferenz ist Geschichte

Ein Zitat

Am letzten Tag der Generalkonferenz in Charlotte tanzten die Delegierten nach dem Morgengottesdienst ausgelassen zum Soul-Hit Love Train.
Bildschirmfoto aus dem Livestream

"Wir sind dazu aufgerufen, nichts Böses tun, Gutes tun und in der Liebe zu Gott zu bleiben."
Molly Hlekani Mwayera

Ein Bibelvers - Psalm 37,27

"Halte dich fern vom Bösen und tue Gutes! So wirst du für immer im Land wohnen."

Eine Anregung

Die Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche (The United Methodist Church - UMC) in Charlotte, North Carolina ist Geschichte. Gestern Freitag endete die alle 4 Jahre stattfindende, zehntägige Tagung. Die Generalkonferenz ist das oberste Leitungsgremium der weltweiten Methodistenkirche.

In diesem Jahr wurde unübersehbar Geschichte geschrieben. Nicht ganz unerwartet und doch für alle überraschend klar. In gewisser Weise hat sich, um eine biblische Redewendung aufzugreifen, die Kirche vom Saulus zum Paulus gewandelt.

Als an der Sonder-Generalkonferenz von 2019 die Delegierten den Traditional Plan annahmen, wurde damit der inklusive Teil der Kirche mit ausschliessenden neuen Kirchenparagraphen vor den Kopf gestossen. In der Folge zerbrach die Kirche. In den USA haben seither 25% der meist traditionellen Gemeinden die UMC verlassen. In der nun nachgeholten Generalkonferenz von 2020 - sie fiel mehrfach wegen der COVID-Pandemie aus - wurden nicht nur die 2019 neu hinzugekommenen Restriktionen wieder entfernt, sondern auch (vermutlich) alle verletzende Aussagen aus früherer Zeit. Sie hatten teilweise eine mehr als 50-jährige Tradition in der UMC. Hinter dieser Entwicklung steht auch eine Mehrheit der afrikanischen Delegierten, wenn dies auch von einigen wenigen bestritten wird.

Nichts zeigte diesen U-Turn besser als die Freude am Freitagmorgen. Nach dem Morgengottesdienst bildeten die Konferenzdelegierten zum Soulhit "Love Train" Polonaisen (Siehe Aufzeichnung vom Gottesdienst, ab etwa 1:03:20), fasten sich lachend und weinend an den Händen und tanzten ausgelassen in grossen Sitzungssaal. Also just zu einem Song der Gruppe O'Jays, der 1972 die Charts stürmte, im selben Jahr also, als in der Kirchenordnung der UMC erstmals eine disqualifizierende Aussage über Homosexuelle Eingang fand.

Am gestrigen Freitag wurden nun noch einmal einige diskriminierende Stellen aus der Kirchenordnung gestrichen. So wurden Strafbestimmungen gelöscht, welche die Trauung von gleichgeschlechtlichen Paaren verbieten. Im Verlauf der letzten dreissig Jahren wurden für die Übertretung dieser Bestimmungen etlichen Pfarrpersonen der Prozess gemacht. Zugleich wurde eine neue Bestimmung angenommen, die wie folgt lautet: "Von keiner Pfarrperson darf zu irgendeiner Zeit verlangt werden, dass sie eine Eheschließung, eine Trauung oder eine Segnung vornimmt, oder es darf ihr untersagt werden, eine solche vorzunehmen. Alle Geistlichen haben das Recht, nach ihrem Gewissen zu entscheiden, wenn sie gebeten werden, eine Eheschließung, eine Trauung oder eine Segnung vorzunehmen." Dieser Text kommt unter dem neuen Wind, der nun in der UMC weht, vor allem den traditionell denkenden Pfarrpersonen zugut. Gerade darin wird sichtbar, dass die Evangelisch-methodistische Kirche eine wirklich inklusive Gemeinschaft sein will, in der alle Menschen, egal was sie denken, angenommen sind und unter dem Segen und der Gnade Christi Teil der Kirche sein dürfen.

Von weiteren Regeln, welche traditionell denkende Kreise schützen, schreibt auch Bischof Zürcher in einem Brief-Résumé, das gestern veröffentlich wurde. Es kann im gesamten Wortlaut heruntergeladen werden.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

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