Ein Zitat
"Das Thema Mensch ist für mich so nah wie das Spiegelbild meiner selbst. Eigentlich ist das was ich male, ein Selbstbildnis in Situationen, da ich mich liebe und da ich mich hasse. Diese zwei Gegensätze zu harmonisieren ist meine Aufgabe und soll Ausdruck meiner Bilder sein." Norbert "Spigar" Spirig, (*1948) Rheinecker KünstlerFoto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Jesaja 51,12
"Gott sagt: Ich bin es, der dich tröstet. Wieso fürchtest du dich vor Menschen, die sterben und vergehen wie Gras?"
Eine Anregung
Gestern, auf dem Weg an eine Beisetzungsfeier in Berneck, fotografierte ich in Rheineck aus dem Zug heraus, da wo jeweils die Bergbahn nach Walzenhausen losfährt, ein Detail am historischen Bahnhofsgebäude, das mir so bisher noch nie aufgefallen ist. Da kriechen menschliche Gestalten der Flachdachkante entlang. Auf mich wirken sie wie Figuren aus einem Totentanz. Noch haben sie sich nicht in ihr Schicksal ergeben. Der Tanz des Lebens ist zwar zu Ende, die Unbeschwertheit ist dahin, aber solange man noch kriechen kann, besteht noch Hoffnung.
Oder ist das gar nicht so zu verstehen? Kriechen werdende Menschen hier dem Leben entgegen? Suchen sie einen Gebärausgang an die Sonne?
Geschaffen wurde der Wandfries vom bekannten Rheinecker Künstler Norbert "Spigar" Spirig im Jahr 1999. Im Internet lese ich, dass das Grundthema seiner Werke Ursprung und Tod des Menschen sei. Ich würde sagen, meine Interpretationsversuche des etwas versteckten Werks von Spigar passen. Es geht um den Menschen auf der Lebensreise zwischen Werden und Vergehen.
Nun kann es sein, dass du auf deiner Lebensreise gerade kriechen musst. Dann wünsche ich dir, dass sich der Raum um dich weitet, und dir die Möglichkeit gibt, dich wieder aufzurichten. Helfende Hände, wie bei den ersten Gehversuchen eines Babys, sind dir durch Gott, der uns Mutter und Vater, ja die uns alles ist, gewiss.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
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