Donnerstag, 2. Mai 2024

Die Generalkonferenz nimmt Fahrt auf

Ein Zitat

Lonnie Chafin, ich kenne ihn aus der Zeit im General Board of Church and Society, vertrat einige der schwierigeren Anträge, welche auch Auswirkungen auf die Zentralkonferenzen haben werden.
Bildschirmfoto aus dem Livestream
"Wenn also jemand sagt: 'Wir werden neutral', dann bedeutet das für mich, dass wir zu einem Punkt zurückkehren, an dem wir alle Ausdrücke entfernt haben, die eine Gruppe von Menschen identifizieren und sie diskriminieren. Das ist für mich eine neutrale Sprache." Jan Lawrence, Geschäftsführerin vom Reconciling Ministries Network

Ein Bibelvers - Psalm 118,24

"Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat. Lasst uns jubeln und uns freuen über ihn!"

Eine Anregung

Die Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) in Charlotte, North Carolina nimmt Fahrt auf. Das ist auch gut so, denn die Arbeitslast, die nach dem drittletzten Sitzungstag noch vor den Delegierten liegt, bleibt gross. Zu Feiern gibt es für die meisten der Delegierten schon jetzt.

Die 2019 an der Sonder-Generalkonferenz angenommenen Gesetzestexte des "Traditional Plans" wurden fast kommentarlos und mit grosser Mehrheit aus der Kirchenordnung wieder entfernt.

Fast alle Paragraphen, in denen die menschliche Sexualität eine diskriminierende Rolle gespielt hat, wurden aus der Kirchenordnung der weltweiten Kirche entfernt. Mit diesem Weglassen wird eine Haltung in der EMK ermöglicht, die von traditionell bis liberal-progressiv gelebt werden kann. Weitere Korrekturen in dieser Sache stehen wohl heute [Livestream ab 14.00 Uhr MESZ] an der Generalkonferenz auf den Traktanden.

Ein weiteres umstrittenes Thema war ein Antrag, die Möglichkeit weiterzuführen, in vereinfachter Weise als Gemeinde aus der Evangelisch-methodistischen Kirche auszutreten. Dieser Antrag wurde von der Generalkonferenz auf Empfehlung des vorberatenden Komitees mit grosser Mehrheit abgelehnt. Damit findet die vereinfachte Abspaltung von der EMK ein definitives Ende.

Ein letzter Antrag zur Regionalisierung wurde gestern ebenfalls angenommen. Es war die knappste Abstimmung mit 81% Zustimmung. Allein diese grosse Mehrheit zeigt das Zusammenrücken der EMK weltweit überdeutlich.

Gleichentags wurde ein anderer Antrag angenommen, der die Möglichkeit eröffnet, dass Kirchen, welche sich von der EMK getrennt haben, wieder zu ihr zurückkehren können. Eine Rednerin meinte: "Das entscheidende Wort in dieser Sache lautet 'Gnade'".

Die meisten der Delegierten sind mit dieser Entwicklung sehr zufrieden. Mehr als ein Wermutstropfen ist jedoch, dass die Delegierten der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa, zu der auch die Schweiz gehört, eine grosse Zahl von Ländern in ihrem Bischofsgebiet versammelt, welche traditionell ausgerichtet sind. Entsprechend gehören auch etliche der Delegierte unserer Zentralkonferenz zu den "Verlierern" an der Generalkonferenz und fragen sich nun, wie es bei ihnen zuhause weitergehen wird. Vorbeugend hat die Zentralkonferenz bereits früher vom Adaptionsrecht Gebrauch gemacht, und die Rahmenbedingungen so gesetzt, dass es traditionell denkenden Gemeinden, Jährlichen Konferenzen und Länderdistrikten möglich wird, bei den Formulierungen der bisherigen Kirchenordnung zu bleiben. Was es dafür braucht, ist die Kraft, sich in christlicher Geschwisterlichkeit zu ertragen, selbst wenn die Haltung zu bestimmten Themen wie der menschlichen Sexualität und dem Eheverständnis gegensätzlicher nicht sein könnte. Ob das wohl gelingt?

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

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