Freitag, 26. April 2024

Eurasiens Methodisten werden autonom, ein Ureinwohner leitet die Generalkonferenz und immer wieder: Regionalisierung.

Ein Zitat

Screenshot aus dem Livestream von der Generalkonferenz. Mit Bischof David Wilson leitet erstmals ein Nativ American, er gehört zum Choctaw Nation of Oklahoma, eine Sitzung der Generalkonferenz.
Bildschirmfoto aus dem Livestream
"Vertrauen ist jetzt die wertvollste Währung von uns Methodistinnen und Methodisten." Bischof Harald Rückert an der Präsentation zur Regionalisierung vom 24. April an der Generalkonferenz

Ein Bibelvers - Apostelgeschichte 2,11

"Wir sind Juden von Geburt an, aber auch Fremde, die zum jüdischen Glauben übergetreten sind. Auch Kreter und Araber sind dabei. Wir alle hören diese Leute in unseren eigenen Sprachen erzählen, was Gott Großes getan hat."

Eine Anregung

Zuerst in eigener Sache: Gestern habe ich definitiv entschieden, auch mit Verspätung nicht an den Tagungsort der Generalkonferenz anzureisen. Die Gründe erfahrt ihr in diesem Videobeitrag

Dank Livestream können wir alle aber doch auch ein wenig an den Tagungen der Generalkonferenz der United Methodist Church teilnehmen.

Vom gestrigen Tag gäbe es aus europäischer Sicht gleich mehrere Illustrationen zu diesem Beitrag. Ich habe mich für einen Screenshot von Bischof David Wilson entschieden. In der Geschichte der Methodistenkirche in den USA ist er der überhaupt erste Nativ American Bischof. Und so war es auch eine Weltpremiere, dass ein amerikanischer Ureinwohner, Wilson gehört zur Choctaw Nation von Oklahoma, einen Sitzungsteil der Generalkonferenz leitete. Just unter seinem Vorsitz kam dann auch ein Antrag zur Geschäftsordnung zur Diskussion welcher besagt: "Unmittelbar nachdem die Konferenz einberufen wurde, muss eine indigene Person eine ordnungsgemässe Anerkennung des Landbesitzes aussprechen. Jede andere Person als eine indigene Person, die versucht, eine Landanerkennung auszusprechen, darf dies NUR nach Rücksprache mit der zuständigen Stammesbehörde der indigenen Personen in dem Gebiet, in dem die Generalkonferenz stattfindet, tun." Was im amerikanischen Kontext als Respekt für die Ureinwohner verstanden werden soll, ist von der Praktikabilität her, speziell, wenn die Generalkonferenz auch einmal ausserhalb den USA tagen sollte, eine komplizierte Sache. Jedenfalls wurde dieser neue Geschäftsordnungspunkt mit grosser Mehrheit angenommen.

In einer anderen Sache konnte man dann auch ein Mitglied der Delegation der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa sehen. Stefan Schröckenfuchs aus Österreich drückte dabei sein Vertrauen in die sorgfältige Leitung der Bischöfinnen und Bischöfe aus. 

Wesentlicher waren die Beratungen der Generalkonferenz zum Antrag von vier Jährlichen Konferenz, aus der United Methodist Church auszuscheiden und eine autonome Kirche zu werden. Es sind dies die Zentralrussische Jährliche Konferenz, die Ostrussische und zentralasiatische provisorische Jährliche Konferenz, die Nordwestrussische und weissrussische provisorische Jährliche Konferenz und die Südrussische provisorische Jährliche Konferenz. Bischof Harald Rückert legte in seiner Einführung wert darauf, dass die Gespräche, die zu dieser Trennung führen werden, mit grossem gegenseitigen Respekt geführt worden waren. Auch sei die Tür für eine zukünftige Wiedervereinigung weit offen. Nach ausgiebiger Diskussion wurde der Antrag, mit 672 Ja-Stimmen und nur 67 Nein deutlich angenommen. Der eigentliche Austritt wird erst nach weiteren Entscheiden in etwa einem Jahr erfolgen. In einem bewegenden Wort an die Generalkonferenz richtete der für die ausscheidenden Jährlichen Konferenzen zuständige Bischof Eduard Khegay seinen Dank der Evangelisch-methodistische Kirche aus für die jahrelange Unterstützung in vielfältiger Hinsicht.

Und dann kam es auch noch zum ersten, spannungsvoll erwarteten Entscheid zur Regionalisierung. Mit der neuen Struktur sollen die fünf Jurisdiktionalkonferenzen in den USA zu einer Regionalkonferenz zusammengefasst werden. Die Zentralkonferenzen in Europa, Afrika und auf den Philippinen werden umbenannt in Regionalkonferenzen. Alle diese Konferenzen erhalten das selbe Adaptionsrecht. Kompetent eingeführt vom deutschen Bischof Harald Rückert und der schweizerischen Laienfrau Christine Schneider-Oesch wurde die Diskussion intensiv gesucht und führte schlussendlich zur erfreulich deutlichen Annahme des Antrags. 586 Ja-Stimmen standen 164 Nein-Stimmen gegenüber. Es braucht nun auch noch die 2/3-Mehrheit aller Delegierten von Jährlichen Konferenzen weltweit, damit der Generalkonferenzentscheid ratifiziert werden kann. Der Weg ist also noch nicht zu Ende. Ein hoffnungsvoller Schritt hat die Generalkonferenz getan.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

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