Samstag, 13. April 2024

Ajo de oso

Ein Zitat

Blühender Bärlauch in der Allmend Frauenfeld.
Foto © Jörg Niederer
"Iss Lauch im März, wilden Knoblauch (Bärlauch) im Mai, dann haben die Ärzte das ganz Jahr über frei." Deutsches Sprichwort

Ein Bibelvers - Jeremia 2,27

"Vor Trauer brummen wir wie die Bären und gurren wie die Tauben. Wir hoffen auf Recht, aber es kommt nicht. Wir warten auf Rettung, doch sie bleibt aus."

Eine Anregung

Als die Menschen in der heutigen Schweiz begannen, Schafe und Rinder als Nutztiere zu halten, waren die Bären und Wölfe schon lange da. Davon zeugen auch gerade viele Pflanzennamen. Pflanzen, die man in Verbindung mit den Bären brachte, galten als besonders stärkend und heilsam. Das schreibt Anita Vonmont in einem Beitrag von SRF. Als Beispiel fügt sie Bärlapp, Bärenkraut, Bärentraube, Bärwurz und Bärlauch an. Ergänzen könnte man Wolfswurz, Wolfstrapp und Wolfsmilch für das zweite, hier seit Jahrtausenden heimische Grossraubtier. Auch belegt ist, dass Bären den Bärlauch fressen. Das konnte in Kanada mehrfach beobachtet werden.

Was einen Bären stark macht, das muss auch für Menschen besonders gut sein. So dachte man wohl schon zur Zeit der Römer und Kelten. Und so wundert es auch nicht, dass nicht nur auf Deutsch der Bärlauch so heisst. Abgleitet von der alten lateinischen Bezeichnung Allium ursinum wird das Kraut in vielen europäischen Sprachen so genannt.

Die Sprache und der Bärlauch sind geblieben, der Bär wurde an vielen Orten ausgerottet, so auch in Israel, wo er zur Zeit der biblischen Schriften noch überall heimisch war. Die Bären wurde damals, wie die Löwen, als Raubtiere gefürchtet. Und doch sieht die Bibel nicht die Ausrottung von Meister Petz als Lösung, sondern die friedliche Koexistenz. Dazu beschwört sie ein Bild voller symbolischer Hoffnung: Kuh und Bär weiden gemeinsam und ihre Jungtiere liegen beieinander (Jesaja 11,7). Auch wenn das ein utopisches Bild ist, entspricht es den heutigen Erkenntnissen zur Biodiversität. Wo es Bären und Wölfe hat, ist die Natur vielfältiger, die Zahl der Tier- und Pflanzenarten grösser und damit auch die Lebensgrundlage von Menschen harmonischer geordnet. Für Glaubende, die in Gott den Schöpfer aller Dinge sehen, ist das auch nicht verwunderlich. Denn Gott muss sich ja etwas dabei gedacht haben, als er den Bären werden liess und ihm den Bärlauch vor der Nase ausbreitete.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

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