Samstag, 30. März 2024

Tierisches auf dem Kreuzweg

Ein Zitat

Ein Büsi freut sich auf der Treppe des Scheffelsteinwegs in St. Gallen über die vielen Menschen der Kreuzwegsprozession.
Foto © Jörg Niederer
"Aus der Tiefe / meiner Zerrissenheit / reiche ich Dir / meinen kleinen Finger – / – ach nähmest Du doch / meine ganze Hand." Aus dem Gedicht "Eine Leiter" von Jutta Schmidt

Ein Bibelvers - Psalm 104,27-29

"Mensch und Tier halten Ausschau nach dir [Gott], damit du ihnen Essen gibst zur richtigen Zeit. Du gibst es ihnen, sie sammeln es auf. Du öffnest deine Hand, sie essen sich satt an deinen guten Gaben. Wendest du dich ab, erschrecken sie. Nimmst du ihnen den Lebensatem, dann sterben sie und werden zu Staub."

Eine Anregung

Auf dem gestrigen Kreuzweg der Gegenwart in St. Gallen war die Natur meist auf die Vorgärten beschränkt. Überraschend die Katze, welche sich auf der Treppe des Scheffelsteinwegs über die vielen Menschen sichtlich freute und deren Nähe suchte. 

Der nächste Kreuzweghalt am Nestweiter fragte nach der Natur. Mathias Wenk gab zu bedenken:

"Hier oben am Nestweiher scheint die Natur noch natürlich. Organisch geht Stadt in Land über. Natürlich, möchte man meinen. Bei uns in der Schweiz hat es doch so viel schöne Natur!? Sehen wir mal von ein, zwei Gletscherbeerdigungen ab, ist sie immer noch recht gut zu weg.

Der Schein trügt. Der Schlüssel zu einer nachhaltig intakten Natur ist die Vielfalt – Biodiversität. Der Zustand der Biodiversität aber ist schlecht. Auch bei uns. Ein Drittel aller Schweizer Arten sind bedroht und weitere 10% gelten als potenziell bedroht. Dies entspricht dem höchsten Wert aller OECD-Länder. Aber nicht nur die erschreckend grosse Anzahl der bedrohten Arten ist bedenklich, sondern auch die teilweise deutliche Abnahme der Anzahl Individuen. Diese Abnahme ist oft der Einstieg in den sog. 'Aussterbestrudel', der letztendlich zum Verschwinden dieser Arten führt.

Ein guter Zustand der Biodiversität ist aber für alle wichtig. Viele Untersuchungen zeigen auf, dass Ökosysteme mit einer hohen Artenvielfalt produktiver und stabiler sind. Sie reagieren damit resilienter auf Störungen, die mit dem Klimawandel tendenziell zunehmen werden. Biodiversität braucht natürliche Lebensräume. Ohne natürliche Lebensräume: keine Biodiversität. Ohne Vielfalt kein Leben – auch nicht für uns Menschen. Die Natur leidet – unter uns Menschen. An sie wollen wir hier denken. Wir verbinden uns mit ihrem Leid im Gebet."

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

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