Samstag, 17. Februar 2024

Jesuit rät zur «Revolution im Herzen»

Ein Zitat

Jesuit Valerio Ciriello spricht über die Zukunftshoffnung am gemeinsamen Anlass der KAB und der GFS-Kommission in St. Gallen.
Foto © Jörg Niederer
"Was wir auf unseren Strassen und Wegen brauchen, sind keine ideologische Kämpfe. Was wir in unserer Welt brauchen, ist keine vermeintliche Trennung zwischen Guten und Bösen, sondern Mitgefühl und Weisheit, die letztlich in der Begegnung mit dem Andern und dessen Annahme gelebt werden kann." Valerio Ciriello, Jesuit

Ein Bibelvers - Römer 5,5

"Aber die Hoffnung macht uns nicht zum Gespött. Denn Gott hat seine Liebe in unsere Herzen hineingegossen. Das ist durch den Heiligen Geist geschehen, den Gott uns geschenkt hat."

Eine Anregung

Am Donnerstabend fand im Katharinensaal in St. Gallen ein von der christliche Sozialbewegung KAB und die ökumenische Kommission GFS (die Evangelisch-methodistische Kirche wirkt in diesem Gremium der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen beider Appenzell und St. Gallen mit) gemeinsam durchgeführter Anlass unter der Überschrift "Zukunftswegen suchen wählen gehen" statt. Sebastian Schneider, Kommunikationsverantwortliche der Katholischen Kirche St. Gallen hat dazu eine Medienmitteilung geschrieben über den Vortrag des Jesuiten Valerio Ciriello.

"Jesuit rät zur 'Revolution im Herzen' 

Eine Revolution oder eine wahrhafte Veränderung kann nicht durch Wissen alleine erreicht werden. Davon ist Valerio Ciriello überzeugt. Der Jesuit und Hochschulseelsorger hat im vollen Katharinensaal in St. Gallen vor 100 Personen einen Weg skizziert, der wegführt vom westlichen Konsumsystem und Mut macht für eine hoffnungsvolle Zukunft. Proteste mit besetzten Unis oder Strassenblockaden durch Klimakleber: Von derlei Aktivitäten für eine zukunftsfähige Gesellschaft ist Valerio Ciriello nicht überzeugt. Vielmehr sei zu beobachten, dass Aktivistinnen und Aktivisten nach einer gewissen Zeit ermüden oder frustriert aufgeben. Der Jesuit und Hochschulseelsorger sieht andere Wege, um die Welt zum Guten zu verändern. Diese hat er am Donnerstagabend im Katharinensaal in St. Gallen vor 100 Gästen dargelegt. Seine Kernaussauge: 'Der Kopf alleine genügt nicht, wir müssen uns in unseren Herzen berühren lassen.'

Konsumsystem hinterfragen

Die Veränderung beginne beim Perspektivenwechsel. Valerio Ciriello hinterfragt dabei fundamental das westliche System. Die Leute darin seien gefangen in dessen eigenen Denkweise. Diese betrachte den Westen als die gute Seite, die in anderen Ländern Frieden stifte und Demokratie fördere. Dabei sieht Ciriello einen eklatanten Widerspruch: 'Wir führen Kriege im Namen der Menschlichkeit.' Und dies sogar in Ländern, die man zuvor ausgebeutet habe oder weiter ausbeuten wolle. Das westliche System mit seinem Drang und Zwang nach Konsum verdränge den humanitären Geist. Er halte allerdings keine Moralpredigt, 'die hat noch nie weitergeholfen'. An diesem Vortrag gehe es viel eher darum, die Zuhörerinnen und Zuhörer aufzurütteln. Damit sie einen hoffnungsvollen Weg einschlagen könnten.

Die kleinen Schritte zählen

Ciriello, der vor seinem Eintritt in den Jesuitenorden als Jurist bei der 'Finma' gearbeitet hat, sieht die Lösung in kleinen Schritten. Ganz wichtig dabei sei, die Problemlösungen in Beziehungen anzustreben. Die Menschen müssten sich austauschen, sich auf Augenhöhe begegnen und vor allem: 'die Menschen sollten nach ihren Herzen urteilen, nicht nach Status oder Herkunft'. Für eine Veränderung brauche es nicht nur Wissen, also den Kopf. Es brauche ein Zusammenspiel mit Kopf, Herz und Händen. Nur so sei eine Transformation hin zu einer zukunftsfähigen Welt möglich. Ciriello nennt sein Konzept auch: 'Die Revolution im Herzen.'

Auftakt ins Jubiläumsjahr

Zum Vortrag mit Valerio Ciriello haben die christliche Sozialbewegung KAB und die ökumenische Kommission GFS geladen. Der jährlich stattfindende Ethik-Talk war für die KAB dieses Mal eine Art Auftakt ins Jubiläumsjahr. Die Bewegung feiert heuer ihr 125-jähriges Bestehen. Sie ist im Januar 1899 in der Dompfarrei St. Gallen entstanden und war über Jahrzehnten in vielen Deutschschweizer Kantonen ein wichtiger Akteur des katholischen Milieus. Die Jubiläumsfeier mit einem illuster besetzten Podium findet am 7. September im Pfalzkeller statt."

 Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

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