Montag, 26. Februar 2024

Ordensfrau und Freiheitskämpferin

Ein Zitat

Statue der "Notre-Dame des Prisonniers", am Wirkort von Schwester Hélène, dem ehemaligen Hospizes Saint-Nicolas in Metz.
Foto © Jörg Niederer
"Die ganze Macht des Imperiums, bedroht von einer Tochter der Barmherzigkeit." Filmzitat aus "Das Netz der Freiheit".

Ein Bibelvers - Josua 1,9

"Ich habe dir doch gesagt, dass du stark und mutig sein sollst! Fürchte dich nicht und schrecke vor nichts zurück! Denn der Herr, dein Gott, ist mit dir bei allem, was du unternimmst!"

Eine Anregung

Am 21. März um 14.30 Uhr werde ich in der Evangelisch-methodistischen Kirche Herisau wieder einmal über meine Reise zu Fuss nach London zum Grab von John Wesley erzählen und Fotos zeigen. Beim Vorbereiten bin ich auf ein Bild gestossen von einer Statue, der "Notre Dame des Prisonniers". 'Eine Heilige für die Gefangenen, wie sinnvoll', dachte ich mir. Aber der Heilige der Gefangenen ist doch Leonhard von Limoges? Was also hat es mit der Notre Dame des Prisonniers auf sich?

Dabei handelt es sich um Schwester Hélène (1891-1944), geboren als Marie-Joséphine Studler. Sie trat jung schon der Kongregation der Schwestern von Saint-Vincent-de-Paul bei. Als Nonne arbeitete sie im Hospiz Saint-Nicolas im französischen Metz. Während des 1. Weltkriegs wurde sie als Französin vorübergehend aus dem deutschen Lothringen ausgewiesen, konnte aber 1918 wieder zurückkehren.

Im Gedächtnis der Menschen geblieben ist sie aber besonders durch ihr Wirken während des 2. Weltkriegs. In der Zeit der Invasion der Nationalsozialisten in Frankreich versorgte sie in Metz französische Gefangenen, die krank und ohne Nahrung im Fort Saint-Julien zusammengetrieben worden waren. Ab 1941 mauserte sich die Schwester zu einer Widerstandskämpferin. Sie organisierte ein eigenes Netzwerk, um Gefangene und flüchtige Soldaten den deutschen Besatzern zu entziehen. Unter den 2000 Menschen, denen sie zur Flucht in die freie Zone verhalf, waren auch der spätere Staatspräsident François Mitterrand, dann Boris Holban, der 1942 die Freischärler und Partisanen gründete, sowie der französische General Henri Giraud.

1941 wurde sie verhaftet und verurteilt, aber kam wieder frei wegen ihres schlechten Gesundheitszustands. Sie musste darauf selbst nach Lion fliehen. Auch von dort aus organisierte sie die Flucht vieler französischer Soldaten. Für dieses mutige Wirken wurde ihr Postum der Orden eines Ritters der Ehrenlegion verliehen.

Über Schwester Hélène und ihr Wirken im 2. Weltkrieg gibt es einen Film. Den werde ich mir nun bestellen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

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