Donnerstag, 8. Februar 2024

Verwirrspiel

Ein Zitat

Ein Beutel des Weissen Tees.
Foto © Jörg Niederer
"Dein Pferd, dein Weib und dein Schwert leih nicht her." Deutsches Sprichwort

Ein Bibelvers - Epheser 5,25

"Ihr Männer, liebet eure Weiber, gleichwie Christus auch geliebt hat die Gemeinde und hat sich selbst für sie gegeben..." Lutherbibel 1912

"Ihr Männer, liebt eure Frauen so, wie Christus seine Gemeinde geliebt hat." Basisbibel

Eine Anregung

Bei Passwörtern werden oft ähnliche Buchstaben verwendet. Zum Beispiel ein grosses I statt ein kleines l. Oder es wird eine Ziffer statt eines Buchstabens eingesetzt, etwa die 2 statt ein grosses Z. Verwirrspiele bei Passwörtern sind erwünscht. Vielleicht ist das aber auch so beim abgebildeten Teebeutel. Da in der Schweiz das Eszett "ß" kaum verwendet wird, wird es gerne mit dem kleinen b verwechselt. Aus dem Weissen Tee wird damit ein "Weiber Tee". Noch besser: ein Bio-Weiber-Tee. Ich frage mich nun, ob der Tee-Produzent diese Verwechslungsmöglichkeit bewusst in Kauf genommen hat. Er kann ja den Tee aus Gründen des Anstands nicht offiziell "Weiber-Tee" nennen.

Die Bezeichnung "Weib" für die (Ehe-)Frau hat im Verlauf der Jahrzehnte einen Bedeutungswandel durchgemacht. Es ist ein Paradebeispiel einer Pejoration, also einer Bedeutungsverschlechterung. Ursprünglich könnte das germanische oder gotische Wort "Wib" auf das Kopftuch der verheirateten Frau angespielt haben. Auch mit der Geschäftigkeit einer Frau (weiben, weibeln) liesse es sich erklären. In älteren Bibelübersetzungen ist "Weib" nicht abwertend gemeint. Es stand für das heutige Wort "Frau". Doch dann wurde es durch die niedrige gesellschaftliche Stellung der Frau immer mehr in abschätziger Weise gebraucht.

Aber auch das gibt es: Die Melioration: Ein Schimpfwort wird aufgewertet und im positiven Sinn verwendet. Frauen gebrauchen "Weib" in ironischer Weise wieder als Selbstbezeichnung. Man trifft sich im Weiberclub, macht sich dabei einen Weibertag, geht an die Weiberfastnacht, ist mit Stolz ein richtiges Vollweib.

In der Kirchengeschichte kennen wir das doch auch. So nennen sich Methodistinnen und Methodisten mit Stolz so, auch wenn sie wissen, dass das Wort "Methodist" einst als abwertende Bezeichnung durch die Gegner dieser christlichen Bewegung eingeführt wurde.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

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