Freitag, 15. Dezember 2023

Schlüsselvollmacht

Ein Zitat

Wirtshausschilde von den ehemaligen Gasthäusern Stab und Schlüssel am Stabhof in der Altstadt von Liestal.
Foto © Jörg Niederer
"Lobt Gott, ihr Christen alle gleich, / in seinem höchsten Thron, / der heut schließt auf sein Himmelreich / und schenkt uns seinen Sohn." Nikolaus Herman um 1550

Ein Bibelvers - Jesaja 22,15+22

"So spricht Gott, der Herr Zebaot:... Ich übergebe ihm die Schlüssel zum Palast des Hauses David. Wenn er die Tür öffnet, kann sie keiner schließen. Wenn er sie schließt, kann sie keiner öffnen."

Eine Anregung

Der Stabhof in Liestal ist heute ein Coop mit Büroräumen und Wohnungen. Seinen Namen hat er vom einstigen Gasthof Stab, aber auffälliger ist der goldene Schlüssel des einstigen Gasthofs Schlüssel, der sich da in der Bauphase von der blauen Schutzfolie gut abzeichnet. Wer genau hinschaut, sie auf dem Foto links unten auch das Wirtshausschild, das der Überbauung den Namen gab. Wie kompliziert das Bauvorhaben ist, bei dem die Fassade gegen die Altstadtgasse mehr oder weniger als einziges erhalten werden soll, bei dem Büroräume, eine Tiefgarage mit Dreh-Autolift und eine unterirdische Zufahrt für den Coop entstehen soll, das kann man in der BZ nachlesen.

Kompliziert war auch die Situation für Maria und Josef. Davon berichten uns vor allem die beiden Evangelisten Matthäus und Lukas. Von dieser Komplexität erzählt Nikolaus Herman in seinem Lied "Lobt Gott ihr Christen alle gleich..." aus dem Jahr 1550. Da ist von Aufschliessen des Himmelreichs die rede. Gleich zweimal nimmt der Liederdichter das Bild auf. In der 6. Strophe heisst es: "Heut schließt er wieder auf die Tür / zum schönen Paradeis; / der Kerub steht nicht mehr dafür. / Gott sei Lob, Ehr und Preis!" Und warum ist das so? Wegen des "herze Jesulein".

Damit bin ich wieder beim Schlüssel am Stabhof. Wie dort der Schlüssel sich abhebt von der blauen Baufolie, so hebt sich die Botschaft von Jesu Geburt ab von der Realität, in der die Türen sich vor immer mehr Menschen verschliessen und die Zugänge verbarrikadiert sind.

Die Melodie des Lieds klingt auch in Christof Fankhausers Adventskalender an. Den Text zum Lied kann man hier nachlesen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

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