Ein Zitat
"Jemanden schröpfen." Redensart mit der Bedeutung, einen Menschen um sein Geld zu bringen.Foto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - 3. Mose 13,18-20
"Auch ein Geschwür kann zu Aussatz führen: Jemand hatte ein Geschwür auf der Haut, das wieder geheilt ist. An der Stelle, wo das Geschwür war, bildet sich eine weiße Schwellung oder ein hellroter Fleck. Dann soll er sich vom Priester untersuchen lassen. Der Priester soll den Fleck untersuchen."
Eine Anregung
Wenn man im Zusammenhang mit einem Thermalbad-Aufenthalt im aargauischen Baden auf das Wort "Ausschlächte" stösst und auch vom "Schröpfgaden" liest, dann wird man neugierig. Nun könnte man in finanzieller Hinsicht bei den Eintrittspreisen in die Badetempel und den Kosten von Wellness-Behandlungen schon von Schlachten und Schröpfen sprechen. Das aber ist hier nicht gemeint.
Fangen wir beim Schröpfen und den Schröpfgaden an. In Baden und Ennetbaden, dies- und jenseits der Limmat, standen einst gleich zwei Gebäude, welche als Schröpfgaden bekannt waren. Auf Badener Seite wich das so bezeichnete Gebäude aus dem Jahr 1399 dem Neubau des Hauses "Drei Eidgenossen" aus dem Jahr 1826. Auf der Ennetbadener Seite nannte man die Liegenschaft Traube im 17. und 18. Jahrhundert Schröpfgaden. Heute steht dort das Wohn- und Geschäftshaus Blueside. Über diesen Schröpfgaden heisst es in der Ennetbadener Post 5/2008 auf Seite 4: "Je nach Kalendertag wurde den Badegästen gegen Bezahlung das 'schwarze Blut' aus dem Körper gezogen. Das gehörte zur Badekur und wurde als gesundheitsfördernd erachtet."
Schröpfen war wohl lange Zeit so eine Art medizinische Grundbehandlung gegen allerlei Krankheiten. Vorgenommen wurde es vom "Bader", einem Arzt für ärmere Leute. In diesem Zusammenhang taucht nun in medizinischen Abhandlungen zum Schröpfgaden von Baden das Wort "Ausschlächte" auf. Damit wurde damals eine Hauterkrankung bezeichnet. Wir würden wohl heute von Hautausschlag spreche.
Als ich am vergangenen Samstag also das neue Badener Thermalbad "Fortyseven", entworfen vom Architekten Mario Botta, besuchte, war ich schon froh über den Erkenntnisgewinn der Medizin seit der Zeit des Schröpfens und Aderlasses. So konnte ich ganz beruhigt den Besuch in den Badewelten geniessen, ohne an Ausschlächte, Schröpfkuren und schwarzes Blut denken zu müssen.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
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