Ein Zitat
"Zu viele frustrierte Heilsversprechen sind von oben gekommen haben unsägliches Leid über Menschen gebracht." Martha ZechmeisterFoto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Apostelgeschichte 4,13
"Die Ratsältesten wunderten sich, wie unerschrocken Petrus und Johannes auftraten. Dabei waren sie doch keine Gelehrten, sondern einfache Leute."
Eine Anregung
Martha Zechmeister von der Congregatio Jesu (früher: "Englische Fräulein") ist Professorin für Systematische Theologie an der Universidad Centroamericana (UCA) in El Salvador. In einem Artikel in feinschwarz nimmt sie sich die Pilze als Analogie für die Form des Widerstands gegen Gewalt und Schrecken: Hier einige Auszüge:
"Angesichts meiner Lebenszeit, die mir davonläuft, drängt sich mir die Alternative auf: Entweder sterbe ich als frustrierte Alte oder als verrückte Revolutionärin. Ich habe mich für die zweite Variante entschieden. Es ist für mich die Aktualisierung des Rats des hl. Ignatius: Wie wünschte ich in meiner Todesstunde und am 'Tage des Gerichts' (EB 183) entschieden zu haben?...
Es geht Ihnen sicher nicht anders als mir, ich wache inzwischen mit der Angst auf, mich den neuesten Nachrichten zu stellen. Eine Horrormeldung überschlägt die andere: Ukraine, Afghanistan, Israel, Gaza... All das, worauf christliche Schöpfungstheologie zielt, die Erde als bewohnbarer Raum für den Menschen, ist in Gefahr vom Menschen definitiv ruiniert zu werden. '...und selbst eine so verheerte Erde wird immer noch weitaus lebensfreundlicher sein als der Mars, von dessen Besiedlung sich ein paar kindische Geschäftsmänner Rettung erhoffen.'...
Mich hat in dem Buch über die 'Neuen Protestformen' [Eva von Redecker, Revolution für das Leben. Philosophie der neuen Protestformen, Frankfurt/M. 2020] sehr die Metapher vom Myzel angesprochen, vom Wurzelgeflecht, von den vielen feinen Fäden, durch die Pilze unter dem Waldboden verbunden sind. Selbst dort, wo man keine Fruchtkörper sieht, lebt der Pilz unter der Oberfläche. Die Metapher vom Myzel erinnert daran, dass wir unser Überleben anderen schulden und es nur im Austausch miteinander möglich ist. 'Pilze sind so wild und dicht verbunden wie ein neuronales Netzwerk, sie trachten einander nicht nach Leib und Leben, sondern teilen es.'... 'Die an die Baumwurzeln anlagernden Pilzfäden schließen Spurenelemente und Nährstoffe auf, die die Bäume allein gar nicht aufnehmen könnten. Dafür spülen die Bäume Zucker, den sie per Photosynthese gewinnen, zurück zu den Pilzen, die ohne diesen Nährstofffluss nicht leben könnten.'...
Die 'Revolution für das Leben' ist kein heroischer Akt einsamer Pioniere. Sondern so etwas wie üppiges Myzel, das sich zwischen allen, die den Aufstand wagen, entwickelt. Wesentlich ist die vitale Beziehung, die sich wechselseitig ermutigt, stärkt, Ressourcen teilt und gemeinsam Strategien entwickelt. Es ist eine lebendige und deshalb unkontrollierbare Vernetzung...
'Die Welt wahren in wilder Verbundenheit', bringt es die Autorin, deren Buch mich inspiriert, auf den Punkt.
Lasst uns die Welt wahren in wilder Verbundenheit!"
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
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