Donnerstag, 16. Februar 2023

Immer nur loben und danken

Ein Zitat

Seniorinnen aus der Methodistenkirche lassen sich von Frau Patricia Guggenheim in den jüdischen Glauben und die Architektur der Synagoge von St. Gallen einführen.
Foto © Jörg Niederer
"Ich bin ein Gläubiger, der mit Gott ringt, wie Jakob in der Nacht, und wird angegriffen von einer Gestalt und ringt mit dieser Gestalt und wird verletzt, er hinkt danach. Ich hinke auch in meinem Glauben. Ich liebe die Atheisten, weil die wirklich mit Gott ringen. Die, die so sicher sind, da habe ich manchmal meine Bedenken." Tovia Ben-Chorin, verstorbener Rabbiner von St. Gallen

Ein Bibelvers - 2. Mose 3,13+14

"Mose antwortete Gott: 'Ich werde zu den Israeliten gehen und ihnen sagen: Der Gott eurer Väter schickt mich zu euch. Was ist, wenn sie mich fragen: Wie heißt er? Was soll ich ihnen dann sagen?' Da sprach Gott zu Mose: 'Ich werde sein, der ich sein werde'. Das sollst du den Israeliten sagen: Der 'Ich-werde-sein' hat mich zu euch geschickt."

Eine Anregung

Die Synagoge in St. Gallen gehört zu den schönsten in der Bodenseeregion. Am Dienstag besuchten rund 30 Seniorinnen und Senioren aus den methodistischen Kirchen von Romanshorn, Weinfelden und St. Gallen das jüdische Gotteshaus und liessen sich auf Frau Patricia Guggenheims Ausführungen zur Architektur des 1881 erbauten Hauses und zum jüdischen Glauben ein. Daraus nur zwei Dinge, die mir besonders aufgefallen sind.

Frau Guggenheim teilte in humorvoller Weise mit, dass in den Sabbatfeiern in den Synagogen keine Bitten an Gott gerichtet werden. "An diesem Tag hat Gott frei", meinte sie, und fügte augenzwinkernd an: "Darum wird bei uns in den Versammlungen immer nur gelobt und gedankt".

Für viele erstaunlich war auch die starke Diesseitigkeit des jüdischen Glaubens. Patricia Guggenheim: "Der Glaube an einen Himmel macht bei uns nur so wenig aus" (sie bildete dabei mit Daumen und Zeigefinger einen Abstand von etwa 4 Zentimetern). Dann meinte sie: Es ist ja auch nicht verwunderlich, dass das Jenseitige so wenig Bedeutung hat. Wir Juden wissen ja nicht einmal wie Gottes Name lautet.

Gott, so Frau Guggenheim, sei als Kontinuum zu verstehen, als der, welcher war, welcher ist und welcher sein wird. Als solcher sei Gott in allem gegenwärtig, das uns begegnet.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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