Mittwoch, 4. Januar 2023

Die Schuld der Radieschen

Ein Zitat

Wurzelgeflecht auf einem Waldweg.
Foto © Jörg Niederer
"Wenn Sie heute Radieschen säen, können Sie morgen keine Ananas ernten." Herkunft unbekannt

Ein Bibelvers - 1. Mose 3,2+3

"Die Frau erwiderte der Schlange: 'Von den Früchten der Bäume im Garten dürfen wir essen. Nur die Früchte von dem Baum, der in der Mitte des Gartens steht, hat Gott uns verboten. Er hat gesagt: Esst nicht davon, berührt sie nicht einmal, sonst müsst ihr sterben!'"

Eine Anregung

Wurzel. Lateinisch: Radix. Im Wort "Radischen" steckt die Wortwurzel "Radix". Radieschen sind in der Tat Wurzeln. Im Schweizer Dialekt werden sie auch "Radisli" genannt. Dazu eine kleine Variation, niedergeschrieben irgendeinmal so um 1990. 

Paradies – Paradiesli – ein paar Radisli
und die Menschin nahm davon
und der Mensch ass davon
und das Paradies war vorbei
nicht einmal ein Paradisli blieb übrig
nur ein paar Radisli und ein Paar

Wer jetzt behauptet, der Sündenfall sei durch den Verzehr eines Apfel erfolgt, ist einem Gerücht aufgesessen. An keinem Ort in der Bibel wird die Frucht genauer bestimmt, welche verbotener Weise von Adam und Eva gegessen worden war. Es könnten also auch Radieschen gewesen sein, welche damals noch am Baum wuchsen, doch wegen der Beteiligung an einer fundamental verbotenen Aktion von Gott zu Wurzeln degradiert wurde. (Auch die Schlange, diese Versucherin, wurde beim Sündenfall zur Strafe der Beine und Füsse beraubt und zum Kriechen im Dreck bei den Radieschen verurteilt.) Darum sagt man bis heute: Bei "der Wurzel auf den Grund gehen." ;-)

Übrigens: Als im Paradies die Radieschen noch an den Bäumen hingen, bedeutete die Redensart "Die Radieschen von unten sehen" noch nicht Tod, sondern Leben.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen