Samstag, 18. Juni 2022

Methodisten: Zusammenbleiben - um welchen Preis?

Ein Zitat

Bischof Patrick Streiff mit einem Kaleidoskop-Werbegeschenk der Jährlichen Konferenz 1994 in Winterthur.
Foto © Jörg Niederer
"Komm wir malen uns das Leben Bunt und nicht Schwarz-Weiß, denn wir beide wissen was Liebe heißt." Herkunft unbekannt.

Ein Bibelvers - Römer 15,7

"Nehmt einander an, so wie Christus euch angenommen hat, damit die Herrlichkeit Gottes noch größer wird."

Ein Anregung

Heute beschliesst an der Tagung der Jährlichen Konferenz die Evangelisch-methodistischen Kirche Schweiz-Frankreich-Nordafrika die Weise, wie sie mit unterschiedlichen Ansichten von Sexualität und Eheverständnis umgehen will. Dabei handelt es sich vorerst um eine Absichtserklärung, welche noch weitere Entscheidungen benötigt auf weltweiter Ebene. Aber es zeichnet sich ab, dass das Szenario "Kaleidoskop – den Missionsauftrag leben" angenommen werden könnte. 

 Das Szenario "Kaleidoskop" beschreibt den Weg, wie bei der Sexualität unterschiedlich denkende Menschen in einer Kirche zusammenbleiben können. Neu wurde dem Szenario, nebst der Forderung auf Streichung aller qualifizierender Aussagen zu Homosexualität in der Kirchenordnung, weitere alternative Möglichkeiten beigefügt. Auch das Adaptionsrecht bei der Kirchenordnung wurde stärker gewichtet. 

Was bedeutet das Szenario Kaleidoskop? Die Kirche, die Bezirke und die Gemeinden konzentrieren sich auf den Missionsauftrag in ihrem und für ihren jeweiligen Kontext. Weil die Bewertung von Homosexualität und Fragen des Umgangs mit gleichgeschlechtlichen Beziehungen die Methodistinnen und Methodisten in ihrem gemeinsamen Bekenntnis und in ihrer gemeinsamen Mission nicht trennen sollen, befürworten alle, dass verschiedene Überzeugungen rund um Eheschliessung und pastoralen Dienst und die dazugehörige Praxis gleichberechtigt möglich sind.

Bereits am Donnerstag begannen die Beratungen und der Austausch zum Kaleidoskop. Einerseits ging es um eine Positionierung, aber auch um den Austausch zwischen den verschiedenen Positionen. 

Am Freitag formulierten Menschen ihre Grenzen und ihre Bereitschaft, beim Kaleidoskop mitzuwirken. Erwähnt wurden dabei das Schriftverständnis, den besseren Einbezug der traditionell denkenden Menschen, aber auch die Frage, wie Minderheiten ihren gleichberechtigten Raum erhalten. Wie aber kann eine "false balance" verhindert werden, bei der nach Aussen das Bild verzerrt wird zugunsten einer Minderheitenmeinung.

Zuletzt: Dass das Bild vom Kaleidoskop schon eine lange Tradition bei den Methodistinnen und Methodisten kennt, erwähnte der Bischof ganz zu Beginn beim Eintrittsvotum dazu. Dort präsentierte er nämlich ein Kaleidoskop, das an einer Tagung der Jährlichen Konferenz 1994 in Winterthur als Werbegeschenk abgegeben worden war.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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