Dienstag, 21. Juni 2022

Biber und Biber

Ein Zitat

Biber in der Murg beim Bahnhof Frauenfeld
Foto © Jörg Niederer
"Trotz seiner vier Füße und seines Pelzes wurde der Biber wegen seines schuppigen Schwanzes kurzerhand zum Fisch erklärt und landete prompt auf dem Fastenteller." Stiftung Kloster Dalheim

Ein Bibelvers - Hohelied 8,2

"Ich würde dich an die Hand nehmen, zum Haus meiner Mutter führen, die mich erzogen hat. Dort ließe ich dich vom Würzwein trinken, vom Saft meiner Granatäpfel."

Ein Anregung

Am Samstag auf dem Heimweg von der Jährlichen Konferenz in Schaffhausen traf ich an der Murg beim Bahnhof Frauenfeld auf zwei Biber, die sich dort in der Dämmerung abkühlten und beim einen oder anderen Rindensnack vergnügten. 

Was aber hat die Leckerei "Appenzeller Biber" mit dem nagezahnbewehrten Landschaftsgestalter zu tun? Gar nichts, meint Christoph Landolt in einem Eintrag des Idiotikons, dem historischen Wörterbuch der Schweiz: "Es handelt sich um eine Verkürzung aus 'Biberzelten' oder 'Biberfladen', und dieser Biberzelten wiederum hiess im Spätmittelalter Bimen(t)zelten. Der Wortbestandteil 'Biment' geht auf mittellateinisch pigmentum beziehungsweise mittelhochdeutsch pigment zurück, was 'Gewürz, Spezerei' bedeutete. Der Wortbestandteil 'Zelten' wiederum geht auf althochdeutsch zelto zurück, was für 'flacher Kuchen' stand. Ein Biberzelten ist also eigentlich ein flaches, mit Gewürzen verfeinertes Backwerk." 

Damit ist nun wohl alles klar. Dass der Biber früher als Fisch galt (der schuppige Schwanz) und in der Fastenzeit folglich heiss begehrt war, dies und anderes führte im 19. Jahrhundert dazu, dass es auf Schweizer Grund kein einziges Tier mehr gab. Ab 1956 wurden die grossen Nager wieder angesiedelt, mit Erfolg. Heute findet man sie überall, auch als Wildtiere in den Städten.

Dazu gibt es in St. Gallen im Naturmuseum die Sonderausstellung "Wildes St.Gallen – der Stadtnatur auf der Spur". Und wenn man dann schon einmal in St. Gallen ist, muss man auch einen St. Galler Bimentzelten (Biber) versuchen. Für alle, die nicht nach St. Gallen reisen wollen oder können lassen sich wenigsten auf Instagram Fotos von Wildtieren der Wiboradastadt betrachten.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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